16.06.20

Ist das ein schlechtes Omen, dass ausgerechnet der Glücksbringer jetzt doch belegt ist? Damit bleibt nur noch die Schaumburg. Schaum, wir Träume sind Schäume? Na fantastisch. Drauf geschissen, die verbindliche Reservierung ist jetzt raus.
Meinen Vater will ich eigentlich nicht dabei haben, aber eine Einladung kann ich ihm ja jetzt trotzdem schicken, bevor ich allein mit vier Ferienunterkünften dastehe.

Bevor ich in die Nachtschicht aufbrach, noch Mutter ihr Geburtstagsgeschenk vorbei gebracht.
„Kannst du bitte die Maske abnehmen? Wenigstens hier drinnen?“ „Ausgerechnet heute? Mama, bitte …“
„Komm, wir stellen uns ans offene Fenster. Einverstanden?“
Ich räusperte mich übertrieben, seufzte und nahm die Maske ab. „Danke, mein Junge.“
Sie war wirklich gerührt, und ich sah, dass etwas in ihr arbeitete.
„Weißt du, dass sie mich nicht mehr ins Heim lassen? Nicht mal mit so nem Ding, auch nicht einer FFP3.“
„Wieso das denn nicht?“
„Damit sie nicht von Angehörigen verklagt werden, falls doch wer stirbt“, sagte Mutter. „Dabei würden mich gerade die ohne reinschicken, gerade wenn ich den fettesten Husten hätte. Damit sie ohne schlechtes Gewissen früher erben und mich obendrein verklagen können.“
„So niederträchtig ist doch nie…“ Ich verstummte, weil sie mich so strafend ansah und es eindeutig besser wusste. „Ich wollte eigentlich mit dir als Geburtstagsgeschenk ein paar Tage in die Natur fahren …“, begann ich.
„Zelten? Das ist nichts mehr für mich.“
„Nein, in ein Hotel, oder Gasthof, oder was weiß ich man jetzt noch besuchen darf. Im Augenblick lässt sich das noch schlecht planen, aber lass uns das noch diesen Sommer versuchen ja?“
„Gerne“, sagte Mutter und die Freude stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Und was ist das da?“ Sie deutete auf den Karton in meiner Hand.
„Ach das, nur was symbolisches. Eine Haushaltsleiter. Dann kommst du ohne Probleme an die obersten Regale.“
Sie nickte. „Stell sie zu der anderen in den Schrank.“
„Was?“ Ich sah nach und da stand tatsächlich schon eine!
„Du hast mir schon vorletztes Jahr eine geschenkt.“
„Die sieht wie neu aus.“

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