15.07.20

Während des Abendessens war es dann an der Zeit, meine Mutter zur Großmutter zu machen. Wir wussten nicht so recht, wie wir es ihr schonend beibringen sollten, aber vorsichtshalber flankierten sie die Zwillinge, und ich saß ihr gegenüber. Clara und Dennis waren die ganze Zeit hibbelig, schielten zu ihr rüber und Mutter sah prüfend an sich herunter, ob sie sich vollgekleckert hatte.
Da es sich immer weiter hinzog, sagte Daniel irgendwann genervt: „Liebe Frau Meyer, Helene, dein Sohn hat da noch etwas für dich.“
Mama sah mich erwartungsvoll an, ich kaute demonstrativ lange, bis die Spaghetti in meinem Mund auf Körpertemperatur abgekühlt waren, schluckte sie endlich herunter und stammelte: „Also nachträglich zum Geburtstag … wollte ich dich noch mit etwas überraschen …“
„Aber du hast mir doch schon etwas geschenkt.“
„Ja, schon …“ Ich begann zu kichern. „Wobei, das ist gewissermaßen auch doppelt … und ich hätte es dir schon lange sagen sollen … dass du … also du kannst Ehrenmitglied bei den Omas gegen Rechts werden, weil dich … Clara und Dennis adoptieren.“
Mama ergriff die Hände der Zwillinge. „Ach, das ist lieb von euch.“
„Nein“, warf ich ein. „Also adoptieren im Sinne von …“ Ich schluckte. „Biologisch?“
Meine Mutter blinzelte. Sah zu mir, zu Nadja, zu Dennis, zu Clara, zu Daniel, kurz zu Mario (aus Versehen), wieder zu mir, zu Nadja, zu mir, zu Daniel, der grinsend nickte. Sie griff sich ans Herz, dass alle Anwesenden einen Schreck bekamen, dann brach es aus ihr heraus: „Johann, du Holzkopf!“
Und der ganze Tisch brach in Gelächter aus.

Während die anderen schon vorgingen, um auf der Terrasse zu sitzen, blieben ich und Nadja zurück um abzuspülen. Dabei erzählte sie mir, wie sehr sie sich darüber freue, dass Clara wohl endlich ihren von Instagram kommenden Figurwahn abgelegt hätte, seit sie mit Mario zusammen sei. Ich freute mich mit ihr, bis mir dämmerte, dass das auch etwas anderes bedeuten konnte.
Als wir fertig waren und über den Hof gingen, hörten wir ein uns vertrautes Geräusch und blieben wie angewurzelt stehen. Konnte das sein? Und tatsächlich: Lukas und Sandra knatterten in einem Trabant auf uns zu.
„Ich glaub’s ja nicht“, rief Nadja. „Ist das etwa Monika?“
„Das erklärt immerhin, warum sie so lange gebraucht haben“, sagte ich.
„Mein Gott, das sieht aus als hätten wir sie erst gestern bemalt …“ Sie hielt sich die Hand vor den Mund.

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