Anita fragte mich gerade worüber meine Mutter und Nadja gesprochen hätten, aber ich weiß es selber nicht. Wahrscheinlich habe ich genauso enttäuscht geguckt, wie sie jetzt. Oder auch nicht. Ehrlich gesagt ist so viel passiert, dass ich bis eben noch gar nicht daran gedacht habe. Noch eine Frage mehr in meinem Kopf.
„Wow, ich bin noch nie Automatik gefahren“, sagte Daniel begeistert. „Das wird lustig.“
„Inwiefern lustig?“, wollte ich wissen.
„Weil ich eben mit beiden Füßen gebremst habe.“
„Wir könnten auch zu Fuß …“
„Red doch keinen Scheiß, Johann“, warf Daniel ein, und mir wurde es ganz warm ums Herz. Wer weiß, vielleicht würde sich ja doch alles ausgehen.
Ich sah auf die Straße und fragte mich, ob Nadja meiner Mutter das mit den Zwillingen erzählen würde. Oder von Darmstadt.
„Jetzt sag schon was“, drängte Daniel.
„Was, wenn wir wegen diesem Treffen jetzt alle Corona bekommen und sterben?“
„Wo kommt denn das auf einmal her, du Stimmungskanone?“ Daniel schüttelte den Kopf. „Das war doch deine Idee. Ist ein bisschen spät sich jetzt deswegen Sorgen zu machen, findest du nicht? Außerdem wachsen Haare auch nach dem Tod weiter.“
„Die abgeschnittenen nicht“, behauptete ich.
„Hast du das selber herausgefunden?“ Er nickte in meine Richtung und sah mir auf die Frisur. „Ist etwas zu spät um einen Rückzieher zu machen. Und Nägel wachsen auch weiter. Nach dem Tod, meine ich.“
„Ich bleib bei Haaren.“
„Wenn es dich beruhigt“, begann Daniel und bog auf den Parkplatz vom Supermarkt ein. „Von Prince wissen wir ja jetzt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und noch in 100 Jahren weiter neue Alben veröffentlicht werden. Kann mir niemand erzählen, dass der die nicht einfach heimlich aus dem Jenseits aufnimmt und ins Archiv schiebt, wenn grad keiner guckt.“
Wir stiegen ein, setzten uns Masken auf, ich desinfizierte den Griff des Einkaufswagens. An der Gemüsetheke streifte sich Daniel sogar noch dünne Einmalhandschuhe über, was mir eine Idee zu weit ging, aber ich folgte dennoch seinem Beispiel.
Zurück in der Domäne unterbreitete Dennis den Kindern die frohe Botschaft, da platzte Dennis der Kragen. „Oh Mann, das ist nicht fair!“
Alle sahen ihn verwundert an.