„Bei Gelegenheit, gerne“, sagte sie kryrptisch, ließ die Kassette in ihrer Jacke verschwinden und küsste mich auf die Wange. Ich hätte mir ein bisschen mehr Euphorie gewünscht, nach all der Arbeit die da drin steckte. Andererseits wollte ich nicht damit prahlen, also biß ich mir auf die Zunge und hielt die Klappe. Dabei wollte ich sie eigentlich noch zu der Familienzusammenkunft einladen. Für mich gehörte sie ja schon dazu. Bildete ich mir etwa schon zu viel Nähe ein? Mochte sie mich überhaupt annähernd so, wie ich sie? Ich wurde immer unsicherer.
„Wir machen übrigens wieder zusammen Musik“, sagte ich beim nächsten Gehege. „Also meine Freunde und ich.“
„Schön für euch“, sagte sie und lächelte mir kurz zu.
„Wir planen sogar eine erste Probe nächsten Monat“, fuhr ich fort. Keine Reaktion. „Willst du … vielleicht mitkommen?“
„Um euch bewundernd in der Ecke zu sitzen?“ Sie klang so überhaupt nicht von der Idee begeistert. „Nein danke.“
„Nein, nein, so ist es nicht … da sind ja noch mehr dabei.“ „Lass mich raten, deine Kinder und ihre Mutter.“
„Bitte nenn sie nicht so.“
„Warum denn nicht? Stimmt doch.“
„Schon, aber … ich weiß auch nicht. Irgendwie gewöhne ich mich nicht daran.“
Also erzählte ich Walentyna auf dem Weg zu dem Karawanen-Dings von meinen Plänen die Familie zufällig zusammenzuführen.
„Es ist kein Zufall, wenn du die Weichen stellst“, sagte sie kühl. Ihre Antwort war denkbar knapp und Walentyna sah nicht überzeugt aus.
Mir war es aber aus irgendeinem Grund wichtig, dass sie dabei auf meiner Seite stand. Vielleicht weil ich sie so gerne dabei haben wollte. „Weißt du“, begann ich nochmal von vorn. „Wenn ich versucht habe alles richtig zu machen, war es hinterher doch falsch. Ich wollte niemandem weh tun, und durch mein Nichtstun und nicht begreifen ist es eben doch passiert. Fehler passieren, und manchmal muss man auch etwas riskieren. Jetzt will ich etwas reparieren, und es ist überhaupt nicht gesagt, dass es funktioniert, aber ich will es wenigstens versuchen. Alles ist besser, als nur zuzusehen, wie noch mehr kaputt geht.“
„Es ist aber kein altes Radio, das du hier vor dir hast.“ Walentyna war nicht beeindruckt. „Dieses Mal verletzt du wissentlich die Gefühle der Menschen, die dir am nächsten stehen. Das kannst du nicht über deren Kopf hinweg entscheiden.“
„Ich entscheide ja gar nichts“, verteidigte ich meinen Plan. „Jedes Mal wenn sie aus dem Haus gehen riskieren sie, dass sie ihren Eltern über den Weg laufen.“