14.06.20

Wir trafen uns vor dem Haupteingang und sie küsste mich wieder brüderlich, auf die polnische Art.
„Daran könnte ich mich echt gewöhnen“, hauchte ich albern. „Bedeutet das eigentlich mehr als … ‚Hallo‘?“
„Nur wenn es drei gewesen wären. Dann gehört man zur Familie.“ „Oh, gut zu wissen.“
„Der Zoo also, ja?“, stellte Walentyna fest. „Bedeutet das was in Deutschland?“
„In den Zoo zu gehen? Nicht dass ich wüsste. Aber wenn ich mich so umsehe, fehlt uns ein Accessoire.“
„Und das wäre?“
„Kinder“, sagte ich. „Hab leider nicht dran gedacht welche aus der Klinik einzustecken.“
„Was hast du denn an einem Sonntag hier erwartet, Schulklassen?“ „Wir könnten so tun als ob und einen Ballon mit uns herumtragen.“
„Lassen wir sie doch gucken.“
Ich kaufte uns Eintrittskarten, einen Spendenpinguin und studierte den Faltplan.
„Was ist mit deinen Händen passiert? Gib’s zu, du hast deine Wohnung renoviert, und deswegen sind wir hier.“
„Wie?“ Ich blickte auf meine umklebten Finger. „Ach so, nein, das kommt vom Schlagzeug spielen. Blasen.“
„Musst dich abreagieren, was?“
„Das auch, aber wir schreiben gerade Songs.“
„Wer ist wir?“, wollte Walentyna wissen.
„Daniel und Lukas, von denen ich dir so viel erzählt habe?“, erklärte ich. „Via Internet. Und wo wollen wir hin?“
„Da“, sagte sie, und deutete auf die Karte. Punkt 25, Trampeltiere. „‚Karawan-s-erei‘? Wie spricht man das überhaupt aus?“ Ich sah ihr
abwartend in die Augen.
„Was schaust du mich an?“
„Du arbeitest doch in einer Bibliothek?“
„Ja und?“ Walentyna deutete auf ein Kind. „Und wie heißt der Junge da? Du arbeitest doch in einer Kinderklinik!“
Wir prusteten los und machten uns auf die Socken. Ich bin total vernarrt darin, wie sie lacht.

Also bin ich wohl verliebt, denn Lachen ist der beste Liebesindikator. Man wird nie müde es zu hören. Lachen ist das einzige an uns, das niemals altert. Also das echte Lachen, das tief aus einem heraus kommt. Unser Lachen ist sowas wie der akustische Spiegel unserer Seele, das kann man nicht vortäuschen. Ob ein Lachen aufgesetzt, antrainiert höflich, oder echt ist, hört man immer heraus. Lachen erzählt so viel von uns, legt die Grundlage dafür, ob wir einander verstehen, wenn es eine Resonanz in uns auslöst, etwas zum Schwingen bringt. Ein echtes Lachen verrät uns alles, was wir wirklich wissen müssen, nämlich ob man diesen Menschen wieder und wieder zum Lachen bringen möchte, damit man es hört, und es einen von Innen wärmt. Im Lachen zeigt sich die Seele, und das sieht man an den Augen. So muss das sein. Genau so.

Schreibe einen Kommentar

Schön, dass Sie kommentieren wollen, herzlich Willkommen! Vorher müssen Sie allerdings noch der Datenschutzerklärung zustimmen, sonst geht da nix. Danach speichert die Webseite Ihren Namen (muss gar nicht der sein, der in Ihrem Ausweis steht), Ihre E-Mail Adresse (egal ob echt oder erfunden), sowie Ihre IP-Adresse (egal ob echt oder verschleiert - ich hab keine Ahnung, ob Sie von Zuhause oder aus einem Internet-Café schreiben). Anders ist es mir nicht möglich zu gewährleisten, dass Sie hier kommentieren können, worüber ich mich sehr freue - denn es ist sehr frustrierend mit den mich sonst erreichenden, meist verwirrenden bis sinnfreien Werbebotschaften allein gelassen zu werden. Vielen Dank dafür, dass Sie da sind!

Noch ein kleiner Hinweis: Kommentieren Sie zum ersten Mal, erscheint Ihr Kommentar erst nach einer Prüfung des Inhalts, einzig um Spam von der Seite fern zu halten, in der Regel dauert das nicht länger als 24 Stunden - dabei handelt es sich nicht um Zensur, sondern um das limitierte Zeitfenster der berufstätigen Person hinter diesem Blog, die Ihnen den ganzen Krempel gratis zur Verfügung stellt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, und auf zur Checkbox.