Wir haben ihnen echt so viel zu verdanken, den Nazis. Wären sie nicht gewesen, würden wir nicht noch bis heute Fliegerbomben ausbuddeln, die die Alliierten über uns ausgestreut haben, wie Süßigkeiten. Man wünschte sich beinahe, dass sie heute ihre Arbeit von damals wieder aufnehmen würden, und die rechten Blindgänger entschärfen würden.
Halt, es gibt doch eine Sache, die ich Nazis zu verdanken habe: ohne ihre Hilfe hätte ich Daniel wohl nie kennengelernt. Er und seine Eltern waren damals nur knapp dem Oktoberfestattentat in München entgangen. Sie hatten den Knall noch auf dem Weg in die U-Bahn gehört, auf der anderen Seite der Wiesn, so hat er es mir erzählt. Deswegen sind sie von dort weg gezogen. Das war zwar nicht der alleinige Grund gewesen, aber was wohl den finalen Ausschlag gab.
Wir lernten uns erst am Gymnasium kennen, weil er erst auf die Alkofener Grundschule ging, und leider nicht an die Ritter Tuschl in Vilshofen, wie ich. Sein Vater hatte dort in der Nähe seine erste Stelle, glaube ich – ach, ist ja auch egal jetzt.
Habe kurz überlegt, ob ich Picknick am Valentinstag anschaue, aus irgendeinem Grund habe ich seit einer Weile Lust den mal wieder anzuschauen. Alle paar Jahre geht mir das so. An den Panflötenklängen liegt es sicher nicht, die mochte ich nie, obwohl sie in diesem einen Fall irgendwie in den australischen Busch passten. Vielleicht ist es wegen Walentyna? Wobei, das ist genau wie Birdy auch kein Film, den ich gerade mit ihr gucken möchte. Sonst glaubt sie womöglich, ich würde sie spurlos verschwinden lassen wollen. Trotzdem zieht mich etwas zu ihm hin, als könnte ich jetzt mehr verstehen, als die letzten Male. Ich habe ihn als perfekt in Erinnerung, obwohl er ja so wirkt, als hätte ich mal wieder vergessen das Ende mit aufzunehmen. War wahrscheinlich auch so, aber dann muss ich mich eventuell bei Mutter entschuldigen, denn auf der DVD hört er genauso auf.
Jetzt, wo ich darüber nachdenke, könnte das heute morgen genauso gut einer der Partygäste gewesen sein, den ich nicht gleich wiedererkannt habe, aber dem dafür umgekehrt das Ergebnis auf meinem Kopf gefallen hatte.
© Jens Prausnitz 2023