12.08.20

Eigentlich muß Lukas dort niemanden mehr etwas beweisen, er hat doch in jedem seiner Berufe Spuren hinterlassen und Dinge zum Besseren verändert, aber das weiß Dennis ja nicht. Lukas hat seit seiner Zeit als Hausmeister in jeder Wohnung und an jedem Arbeitsplatz Dinge verbessert. Oft nur Kleinigkeiten, aber jede hat sich positiv bemerkbar gemacht: elektrische Thermostate, Stromzähler, LED Lampen, abschaltbare Mehrfachsteckdosen, Fensterisolierung und so weiter. Er hat mir mal gesagt, dass er sich das alles bei Elvis im Gymnasium abgeguckt habe. Die alten Schulbücher zum Beispiel, die isolierten dort auch die Wand im Keller. Lukas hat von diesen Lektionen aus dem Werkzeugkasten mehr behalten und angewendet, als von den Dingen darüber in den Klassenzimmern. Die zu bewältigenden Probleme lagen im Detail. Langsam aber stetig, eine Verbesserung nach der anderen, wurde alles wie von Zauberhand repariert, ohne dass es jemand merkte. Lukas ist wie ein Pflaster, unter dem seit Jahren die Stadt heilt, Stück für Stück, Beruf für Beruf. Man muss nicht alles durch Revolutionen verändern, oft reicht es das Gewohnte zu reformieren, was dann die Gesellschaft stützt und zusammen hält.
Die verfallenen Schulen von den Schüler:innen selber reparieren und renovieren zu lassen, das wär’s. Bringt ihnen dazu bei, was sie wissen müssen, stellt ihnen Werkzeug und Material, und sie werden sich so einrichten, dass sie sich dort zu Hause fühlen.
Das höchste der Gefühle bei uns war die Frage: „Dürfen wir die Tische umstellen?“ Mit so wenig haben wir uns zufrieden gegeben, so sehr war unsere Fantasie heruntergewirtschaftet, um dann in Reih und Glied zu sitzen. Erst zur Abiturzeit durften wir die Bänke anders gestalten, aber auch nur in rechten Winkeln. Fensterreihe, Türreihe … nach Jahren von Augen geradeaus, endlich Abwechslung! Die Augen links und die Augen rechts, je nachdem ob man Tür oder Fenster im Rücken bevorzugte.
Darin zeigt sich eine Besessenheit mit den Orten, an denen unser Arsch ruht. Besessen! Die Aneignung von etwas erfolgt über das Hinterteil, und nur wenn es sich darauf gut sitzen lässt, ist es gut. Deutschland steh auf! Ein zum Scheitern verurteilter Slogan. Es sei denn es geht darum sich den Stuhl unter sich genauer anzusehen. Sowohl den zum Sitzen, wie auch den der aus einem heraus kam. Das Sitzen hat von unserem Denken Besitz ergriffen.
Das sag ausgerechnet ich als Schlagzeuger. Was macht eigentlich Charlie Benante und Co. Gerade? Die haben sich jetzt U2 vorgenommen. „City of blinding lights“. Wunderbare Version. Das macht so viel Mut. Kultur gegen den Lagerkoller. Da bleiben keine Wünsche offen.
Apropos, die Perseiden sollen heute ab Mitternacht sichtbar sein. Oder gestern? Bei Mitternacht weiß ich nie welchen Tag sie meinen. Was soll ich mir wünschen? Noch mehr Rush-Cover von Charlie? Weltfrieden? Vielleicht ist das schon die ganze Zeit schlecht formuliert, denn es ist der Planet, der bald wieder seine Ruhe vor uns hat, wenn wir ausgestorben sind.

© Jens Prausnitz 2023

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