„Hat dich das nicht vielleicht erst zu der gemacht, die …“
„Jetzt verteidige sie nicht auch noch!“, schrie meine Mutter, und ich erschrak. Das war so gar nicht ihre Art. Als sie sich beruhigt hatte, sagte sie: „Du hast schon recht, mit der anderen Sache. Heimat ist da, wo einem das Herz gebrochen wurde.“
„Deswegen kommst du nicht von Zwiesel los, obwohl du eigentlich kaum dort gelebt hast?“
Sie widersprach nicht, erwiderte aber auch nichts. Ich hoffte sie nickte wenigstens, aber sehen konnte ich es ja leider nicht.
„Wir sind einfach gerade alle total überreizt“, schlussfolgerte ich, und wir ließen es dabei bewenden.
Nach dem Telefonat dachte ich darüber nach, was ich ihr zum Geburtstag schenken könnte, und hätte sie am liebsten irgendwohin eingeladen, aber es war alles zu. Und aus dem Alter zu zelten waren wir raus.
Heimat. Wie kam ich denn darauf? Heimat! Das Bild von der zugefrorenen Vils, auf der Kinder spielen! Mist, ich hätte Lukas deswegen fragen können, ob er einen Künstler aus der Region kennt, den er damit beauftragen könnte?Ich schreibe ihm eine E-Mail. Weil noch ein Telefonat ertrage ich einfach nicht. Aber erst morgen, muss gleich los.
© Jens Prausnitz 2023