„Welche Frau Loboda denn?“
„Die mit dem Schäferhund-Puzzle. Im Heim. Corona.“ Die Stimme meiner Mutter klang angespannt. „Wobei, in ihrem Fall war es wohl eher das Herz. Aber das hätte länger durchgehalten, wenn man zu Besuch hätte kommen dürfen!“
„Müssen wir das jedes Mal …“
„Alte Menschen haben andere Bedürfnisse für ihre Gesundheit“, schimpfte sie. „Körperlich haben die sich schon längst aufgegeben. Allein die Aussicht auf Besuche hält sie trotzdem am Leben.“
„Es tut mir leid, Mama“, sagte ich behutsam. „Ich wollte dir eigentlich zum Muttertag gratulieren. Aber vielleicht sollte ich dir besser einen Sandsack vorbeibringen?“
„Ach du“, begann sie und beließ es dabei. „Wie hältst du dich denn dieser Tage über Wasser?“
„Es geht so“, sagte ich. „Besser. Aber nicht gut. Mehr draußen zu sein ist auf jeden Fall gut. Du gehst doch auch mit deiner Nachbarin …“
„Ursula.“
„Mit Ursula raus, nicht wahr? Wenn nur nicht alle gleichzeitig auch noch das Telefon wiederentdecken würden, wäre mir wohler.“
„Du hast doch mich angerufen?“
„Es ist schon mein zweites Telefonat heute.“
„Das geht nun wirklich zu weit!“ Der Sarkasmus war schwer zu überhören, aber ich gab mir Mühe.
„Sandra hat bald Termin.“
„Wer?“
„Sandra? Du weißt schon, die Freun… Lebenspartnerin von Lukas?
Jedenfalls macht sie sich Sorgen, und ich hab ihr zu einer Hausgeburt geraten.“
„Das hätte mir gerade noch gefehlt! Womöglich noch mit den ganzen Großvätern drumherum.“
„Aber bei ihr ist nur Lukas und die Hebamme dabei. Und die Katze.“ Ich wechselte den Hörer auf die andere Seite und rieb mir das plattgedrückte Ohr wieder in Form. „Sogar ich habe mich bei ihnen wie zu Hause gefühlt. Ist das nicht komisch? Ich habe mich gefragt, woran das liegen könnte. Eigentlich habe ich immer gedacht, dass ich da zu Hause bin, wo meine Freunde sind.“
„Dann passt es doch? Lukas wohnt ja noch da.“