09.06.20

Nach dem Endsieg der Gegenseite hätte man die Schule reformieren können, nein müssen. Das wollten die Alliierten doch sogar, wenn ich mich nicht irre. Denn sie hat nichts verhindert, und das lag nicht allein an den Nazilehrern. Solche hatte ich ja noch in der Schule, und die haben wir nicht ernst genommen. Für uns waren die nicht mehr als Witzfiguren. Es waren auch noch andere Lehrer unter jenen kurz vor den Pensionierung, die flößten Respekt ein, und hatten etwas an sich, das ich nicht so genau benennen kann. Wie hieß der noch gleich, der Deutschlehrer, der uns den Hauptmann von Köpenick vorlas? Überhaupt, dass uns ein Lehrer noch selbst etwas vorlas! Man war so daran gewöhnt zu hören, schlagt das Buch auf Seite sowieso auf, und du lies vor. Nein, er las uns mit Schmiss vor, im übertragenen, nicht im wörtlichen Sinne, steigerte sich in die Rollen hinein, interpretierte mit Herz, und fragte schließlich: „Wer scheißt denn hier so lange?“ Da musste er dann selber kichern, und die ganze Klasse lachte. So schön kann Literatur sein. Wie hieß der noch gleich … Lukas könnte mir jetzt bestimmt wenigstens einen Rat geben.
Schade, dass sich die Alliierten mit ihren Plänen zur Schulreform nicht durchsetzen konnten. Weil die Segregation in Schultypen eine Klassengesellschaft fördere, die wiederum anfällig für Formen des Faschismus sei. Unfassbar eigentlich. Das Land zerbombt, aber lasst uns das beschissene Schulsystem retten. Es hat sich wirklich rein gar nichts verändert. Nach Auschwitz darf man Schule nicht mehr wie in Weimar unterrichten – dass hätte Adorno sagen müssen, da wäre was los gewesen! Warum wählte er ausgerechnet Gedichte als Metapher für Kultur? Die hat ja schon vor den Nazis kaum einer kapiert, und wir mussten trotzdem Gedichtanalysen schreiben, statt eigene Gedichte. Wahrscheinlich weil ein Gedicht hätte kurz sein können, während Gedichtanalysen drei Seiten lang sein mussten.

Na prima, zwei Locations haben unter Vorbehalt zugesagt, ich müsste aber zügig buchen, beim dritten ist jetzt schon alles belegt. Von wegen „schon“: die meinten die seien normalerweise für ca. zwei Jahre im Voraus ausgebucht, es wäre eher mal kurzfristig was frei. Aber jetzt aufgrund von Corona hätte es ein einzig großes Storniergebuche, wie sie es noch nie erlebt haben. Waren wir etwa nicht die einzige Familie in Deutschland, die sich gerade neu sortierte?

© Jens Prausnitz 2023

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