09.06.20

Die Grundrechenarten bilden ein Fundament, das bereits für eine Steuererklärung reicht, deren Paragraphen man allerdings auch dann nicht versteht, wenn man der höheren Mathematik kundig ist. Das sollte einen stutzig machen, denn wenn es so schwer zu verstehen ist, oder sagen wir wenigstens unangenehm, dann steckt dahinter eine Absicht, die zu erkennen Mathematik nicht weiter hilft. Mit Zahlen hat es dennoch etwas zu tun, oder eher mit nicht zahlen wollen.
Trotzdem hatte die Grundschule noch so etwas wie einen Spaßfaktor. Der vergeht einem auf der weiterführenden Schule. Da steckt der Führer schon drin, aber es wird einfach nur anstrengender. Das wäre gar nicht mehr förderlich, wenn man Ideologie eintrichtern will. Das geschieht eher da, wo man aufatmen kann, in den Ferien, unter freiem Himmel, am Lagerfeuer neben wehenden Fahnen, uniformiert und vergleichsweise frei. Das ist das ideale Umfeld um Ideologie in die Köpfe zu bringen. Hatte Frau Jaschke mir doch auch so ähnlich vom BDM erzählt. Sich zu verbrüdern oder eben zu verschwestern und in Aussicht gestellt zu bekommen, dass man auch jenseits der Schule Karriere machen könne, dafür ist ja die Partei da. Die hält dir den Rücken frei, ein Ausweg vor dem Druck guter Noten, den dir deine Eltern auferlegen. Das Vitamin B für den kleinen Mann. Wobei die Mädel bestimmt überrascht waren, als Frauen aus ihnen wurden und von Aufstieg keine Rede mehr war, sondern nur noch vom Kinder kriegen, die man nicht lieben sollte.
Die Kinder von den Eltern zu entfremden, oder ihnen sogar weg zu nehmen, war nicht erst eine Idee der Nazis. Ein Widerspruch eigentlich, wenn man von Volk und Vaterland spricht, 1000-jährigem Reich – und alles ohne Wurzeln. Also ohne Halt, haltlos. Behauptet und enthauptet, wenn wer was dagegen sagt.
Der Krieg wurde 1939 voran getrieben, da wurde die Ideologie schon seit über 10 Jahren in der Hitlerjugend schleichend eingetrichtert, und ab 33 war sie das verpflichtende Monopol, die einzige verbliebene Jugendbewegung. Das ging direkt ins Militär über, und so war den Eltern das Kind entrissen. Schule war sogar eher hinderlich.
Ob die Kinder nicht mal ihre Großväter hätten fragen können, wie das bei ihnen damals so war, im tausendjährigen Reich. „Wo? Wo war ich?“ – „Na im tausendjährigen Reich, Opa.“ – „Das einzige, mit einer 1000 darauf, das ich je gesehen habe, war ein Stück bedrucktes Papier in der Inflation.“ – „Na und davor?“ – „Wie, ist etwa der Kaiser wieder da?“ – usw.
Wo waren die Großväter, die ihre Enkel vor dem nächsten Rattenfänger gewarnt hätten? Die gerade erst einen Krieg verloren hatten? Was ist da schief gelaufen?
Die Nazis setzten auf die Jugend, weil die gar nicht erst sonderlich alt werden sollten, sondern bereitwillig für’s Vaterland sterben. Merkwürdiger Generationenvertrag.

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