„Was für’n Ding?“
„Pöbelherrschaft.“
„Wie die Hygienedemonstranten?“
„Oder Pegida und wie sie alle heißen, ja.“
„Aber das sind doch Minderheiten.“
Heßler schüttelte den Kopf. „Nicht einfach nur Minderheiten, sondern laute Minderheiten. Laute, weiße Minderheiten. Das ist ein riesiger Unterschied. Die grölen nüchtern das, was anderen höchstens besoffen rausrutscht.“
„Das Bierzelt als Lackmustest.“
Er nickte. „Aber sag besser Promilletest. Das können mehr Leute einordnen.“
„Weil man Faschist auch nicht mit Ph schreibt.“ Wir prosteten uns wieder über die Wand zu, aber das Bier wollte mir heute einfach nicht schmecken. Immerhin lenkte mich die Diskussion ab. „Aber wenn alle Regierungsformen gleichzeitig sichtbar sind, wieso setzt sich dann nicht die vernünftigste durch?“
„Der letzte echte Sozialdemokrat ist letzten Monat gestorben“, sagte Heßler und legte eine Schweigeminute ein. „Aber ging es jemals um Vernunft? Hast du dir mal angeguckt, warum Hochkulturen untergegangen sind? Also alle?“, fragte Heßler.
„Hast du mir mal erzählt, hab ich aber wieder vergessen.“
„Kurz: indem sie allen Warnungen zum Trotz ihre Lebensgrundlagen vernichtet haben, um dann genau daran zu sterben. Kommt dir das vielleicht irgendwie bekannt vor?“
„Scheiße, ja“, knirschte ich. „Die Klimakrise. Halt, nein, die Zwillinge haben gesagt, ich soll es Klimakatastrophe nennen.“
Heßler schüttelte den Kopf. „Das Überleben der Menschheit. Darum geht es. Krisen und Katastrophen kann man überstehen, das Aussterben nicht.“
„Wir haben doch schon zu viele Weltuntergänge erlebt. Y2K, 2012 …“, zählte ich auf.
„Dieser ist aber kein lokales Ereignis, sondern global. Leben wird auch bleiben, nur die Menschheit geht.“
„Zurück auf Los?“
„Kann man so sehen, ja.“
„Dann sind endlich die Kakerlaken dran?“
Er legte den Kopf schräg. „Eher Pilze und die guten alten Einzeller.“ „Gibt es keine Alternative zu diesen ganzen Regierungsformen?
Anarchie oder so? Haben meine Bands in den 80ern gerne von gesungen.“