„Wie geht es dir?“, fragte Walentyna.
„Mies“, sagte ich.
„Mach die Pferde nicht scheu. Vielleicht hast du dir nur eine Männergrippe eingefangen.“
„Mach bitte keine Witze, dann wär ich schon längst tot!“
Sie lachte und das tat mir dann tatsächlich gut. „Es wird schon ein Happy End nehmen.“
„Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende?“, fragte ich. „Danke, nein. Da passiert den Figuren der Geschichte nach dem ganzen Mist endlich was Gutes, dann überspringt es einfach die guten Jahre und – zack – sind sie tot. Ich will aber das gute Leben! Mit dir.“
„Dann halte durch“, sagte sie. „Ohne Anstrengung gibt es nichts.“ „Es sei denn, man erbt“, wand ich ein.
„Ich wollte realistisch bleiben. Was erbst du denn?“
„Eine Haushaltsleiter. Eventuell zwei.“
„Okay“, sagte Walentyna. „Nimm bitte Hilfe an, wenn man sie dir anbietet. Verstanden?“
„Ja.“
„Ich gehe für dich einkaufen. Was brauchst du?“
„Nichts.“
„Falsch. Was haben wir gerade ausgemacht? Sag mir, was dir gut
tut, und ich bringe es dir morgen vorbei. Ich stelle es vor die Tür und klingele. Also schieß los.“
Also diktierte ich ihr, was mir einfiel. Viel war es nicht, aber ich fühlte mich tatsächlich etwas erleichtert.
Leben ist ein unordentliches Zimmer, nie aufgeräumt, eine Ecke wird stets übersehen, eine Wand haben wir immer im Rücken, nie im Blick.
Ich will noch nicht gehen.
© Jens Prausnitz 2023