04.02.20

„Mit der Betonung auf ‚neben‘. Er nimmt aber niemals genau den gleichen Platz ein. Innen drin kann ich mich dann wiederholen, es wird aber nie eins zu eins die gleiche Wortwahl sein, und auch zu einer anderen Raumzeit stattfinden. Ich will, dass das auch physisch reflektiert wird. Weiter nichts.“
„Weiter nichts? Du hast einmal rund um deine Wohnung herumgeschrieben und stößt dort doch bald wieder an den Anfang.“
„So ähnlich. Dann verschwindet der Anfang und damit vielleicht endlich mein ‚Ich‘“, sagte er mit einem hintergründigen Lächeln, dass mir Rätsel aufgab. „Es geht nicht um den Besitz des Geschriebenen, sondern nur um das geschrieben haben.“
„Das glaube ich dir nicht.“
Heßler sah mich verdutzt an.
„Für mich sieht das aus wie ein Kokon. Du baust dich ein. Bei Lukas stehen die Bücher nicht bei ihm zu Hause, sondern in einer separaten Wohnung. Er weiß, dass sie in seiner Rakete irgendwo da draußen sind, und dass die Zeit dort langsamer vergeht, als da wo er ist.“
„Du hast es inzwischen ja doch verstanden“, sagte Heßler staunend. „Auf deine unnachahmliche Weise jedenfalls.“
Ich schüttelte den Kopf. „Eins habe ich noch immer nicht begriffen. In Vilshofen verging die Zeit langsamer als in Aachen, der Tag hatte mehr Stunden. Wie passt das mit den Bahnhöfen zusammen? Oder den Raketen?“
„Ist das eine Stadt-Land Frage? Ernsthaft?“
„Vielleicht. Ich weiß es nicht. Aber ich hab es gefühlt.“
„Nun ja, das ist halt nicht was Einstein meinte. Für einen selbst vergeht die Zeit immer normal, in deinem Zug, deiner Stadt, oder halt deinem Dorf, egal wo du bist. Für dich vergeht die Zeit immer gleich.“
„Aber das stimmt doch nicht. Wenn man zurück in die Stadt kommt, hat man dort immer irgendetwas verpasst.“
„Ich glaube du verstehst das mit dem Gravitationsfeld nicht richtig. Wo viel Masse konzentriert ist, vergeht die Zeit im Vergleich zu anderswo langsamer.“
„Ich dachte in der Rakete.“
„Wenn die mit knapp unter Lichtgeschwindigkeit fliegt, ja. Ansonsten gilt das für die Konzentration von großer Masse.“
„Ja, sag ich doch, in der Stadt vergeht die Zeit schneller als auf dem Land.“

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