„Nein, ist schon gut. Es ist ja wie Alex dort sagt, als würden die Eltern nie dem zuhören, was ihre Kinder werden wollen, sondern nur daran denken, was sie selbst für richtig halten. Ich will mich mit Clara wieder an einen Tisch setzen, so wie die dort auch.“
„Vielleicht schick du ihr das Video?“
„Keine schlechte Idee“, sagte Daniel und schniefte. „Und ich schreibe ihr, dass es mir leid tut. Du bist schon immer der bessere Vater von uns beiden gewesen.“
„Du Spinner“, sagte ich. „Deine Kinder haben doch nur deshalb immer von mir geschwärmt, weil ich die Ausnahme war, die ihren Alltag unterbrochen hat. Dich haben sie als gegeben wahrgenommen. Wenn sie sich bei mir über dich beschwert hätten … gut, haben sie, aber nie wegen etwas ernstem. Wirklich nur Kinderkram. Du warst immer da, auf dich konnten sie sich verlassen wie auf den Sonnenaufgang.“
„Verzeih mir, dass ich dich geschlagen habe, ich …“ Wieder Schluchzen.
„Das war’s wert. Und verdient hab ich’s auch.“
„Weißt du was?“ Daniel schluckte und bekam sich wieder in den Griff. „Franz hat unter meinen Videos kommentiert.“
„Der ist jetzt schon auf YouTube?“, fragte ich geplättet. „Das ist ja noch früher als Dennis!“
„Ich kann’s auch kaum fassen.“ Er holte Luft. „Ich weiß nicht, wie du auf diese Schnapsidee gekommen bist, aber ich will dir im Namen unserer Familie danke sagen. Wir wussten bis letzten Monat nicht, dass wir das gebraucht haben, diesen … Abschluss.“
„Es ist doch aber gar nicht vorbei, oder?“
„Nein, natürlich nicht. Du bist besser mit Worten, als ich.“ „Schleimer. Du willst nur, dass ich schneller texte.“
„Aber ganz im Ernst, Johann. Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.“
„Das wollte ich auch gerade sagen“, erwiderte ich und dann legte er auf, wie es eben so seine Art ist.
Der Amazonas brennt dieses Jahr noch heftiger als letztes, 7000 Brandherde gab’s wohl allein im Juli, ein Plus von knapp 30%. Da freut sich der Präsident, weil das die Brandrodung überflüssig macht, oder wie? Das ist doch alles nicht mehr auszuhalten.
© Jens Prausnitz 2023