03.05.20

„Weil das die Definition davon ist?“
„Okay, schon klar. Für einen Beobachter, der sich selbst nicht bewegt. Aber umgekehrt für das Licht? Wenn es den Beobachter beobachten würde, beim … beobachten.“ Ich seufzte.
„Das ist eine gute Frage. Aber das kann es gar nicht.“
„Ha! Weil es dafür schneller als das Licht sein müsste.“
„Genau. Nicht umsonst ist die Lichtgeschwindigkeit eine Grenzgeschwindigkeit. Schneller geht’s halt nicht. Nicht im Diesseits.“ „Dann ist das wie … der erstrebenswerte Endzustand? Einer, in dem man gar nicht mehr denkt“, dachte ich laut. „So wie … Meditation?
Wenn wir meditieren scheint irgendwo die Sonne.“
„Das … ist zwar ziemlicher Humbug, aber ein schöner Gedanke.
Poetisch, geradezu. Ich bin beeindruckt.“ Heßler schüttelte sich. „Könntest du kurz an nichts denken? Weil wenn mich nicht alles täuscht, fängt es gerade an zu regnen.“
„Gehen wir noch einen Kuchen essen? Oder ein Teilchen?“
„Wenn ich meinen Bauch so ansehe, dann gibt’s für mich besser nur ein masseloses Teilchen.“
„Ein Bäcker oder Konditor ginge mit sowas pleite.“
„Da täuscht du dich, ich glaube das wäre ihr heiliger Gral“, mutmaßte Heßler.
„Des Kaisers neue Teilchenphysik – Das Kochbuch.“
Wir trennten uns und auf dem Heimweg dachte ich darüber nach, wie unterschiedlich wirklich alles für uns ist, selbst in der gleichen Generation. So wie ich die Langsamkeit des Lebens in Vilshofen nicht mehr ertragen könnte, wüsste Lukas umgekehrt nicht einmal wovon ich rede.
Und für Dennis und Clara sind wir alle zusammen im gleichen Schneckentempo unterwegs, ihre Eltern, Lukas, ich oder Dr. Heßler. Jede Generation nimmt alles als gegeben hin, womit sie aufwächst. Das davor schrumpft wie zwischen Buchdeckeln zusammen und umfasst alles vor der eigenen Geburt bis zu den Dinosauriern. Wenn keiner mehr lebt, der das berichtigen kann, ist es nach zwei, höchstens drei Generationen vorbei etwas daran zu ändern, weil das war schon immer so. Beim Auto haben weniger als 100 Jahre gereicht, damit man heute glaubt, die hätte es schon immer gegeben. Darum fällt es vielen so schwer sich überhaupt auf einen Gedanken einzulassen, der das in Frage stellt.

© Jens Prausnitz 2023

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