02.06.20

Mir ging nicht aus dem Kopf, dass er „unsere Kinder“ gesagt hat. Vielleicht ist es das. Wir müssten alle Väter und Mütter sein, auch ohne selbst Kinder zu haben, einfach weil die Kinder der anderen, alle Kinder sehen können, was die Erwachsenen tun. Als Kind guckt man sich ab, was andere einem vormachen. Erst Eltern und Geschwister, später die Gleichaltrigen, die eigene Klasse. Wenn sie dumm belehrt werden, oder fürs zu laut sein beschimpft, dann merken sie sich das. Für immer. Ebenso wenn ihnen etwas gezeigt wird, das sie interessiert. Dann geht ihr Herz auf, ganz von selbst. Das ist bei Fremden oft einfacher, als bei den eigenen Eltern, denn die kennt es ja schon in- und auswendig. Die Eifersucht der Eltern auf diese Fremden ist das eigentliche Problem. Wäre nicht Freude darüber, dass ihren Kindern etwas geschenkt wurde, was sie ihnen selbst nicht geben konnten, viel eher angebracht?
Und ein elementarer Antrieb, der jedes Kind umtreibt ist Gerechtigkeit. Wir erkennen Ungerechtigkeit, ertragen sie nicht, wollen sie korrigiert wissen, auch wenn es den Erwachsenen gerade nicht in den Terminkalender passt. Erwachsene haben gelernt in die andere Richtung zu sehen, daran vorbei zu gehen, ihre Gefühle abzuwürgen. Wenn die Kinder an ihrer Hand weinen, dann zerren sie sie weiter, an den Bettlern vorbei, ja keine Schwäche zeigen. Sie schämen sich nicht mehr für ihre eigene Reaktion, sondern für ihre Kinder, die diese Lektion noch nicht gelernt haben.
Edle Samariter sind klein.
Große helfen nur gegen Spendenquittung.
Kindern ist ein Lächeln Dank genug.
Erwachsene erwarten lebenslange Dankbarkeit.
Kinder sehen alles, überall, und begreifen schneller als ihre Erziehungsberechtigten, dass sie für Unrecht, das auf der andere Seite der Welt geschieht, mitverantwortlich sind. Ob Spielsachen oder Kleidung, gelitten wird woanders. Jetzt steht sogar der ganze Planet auf dem Spiel, wir sind bereits in der Verlängerung und liegen wegen unserer Eigentore hinten. Fridays for Future ist im Grunde auch nicht mehr als ein Verein „Unser Dorf soll schöner werden“, nur das dieses Dorf eben die ganze Welt in ihrer Verwundbarkeit ist. Wer richtig erzogen wurde, will auch die Welt retten.

Schwester Heide wollte nochmal mit mir über diesen Schwindel- Doktor reden, aber ich winkte ab. Ich sei mir nicht sicher, ob der es mit oder an den Ohren habe. Weil sie nicht locker lassen wollte, verzog ich mich mit dem Tablet in die Teeküche.
Woher kommt dieser missionarische Eifer? Sie mag mich, und ich sie eigentlich auch, und man ist halt lieber der gleichen Meinung. Das geht so weit, dass sie bei jedem Gegenargument das Thema wechselt. Das macht sie dann so lange, bis sie wieder am Anfang ist. Ob Heßler das mit zirkulärer Erzählung meinte? Außerdem war heute noch etwas anders gewesen, nicht nur die Wandlung von Schwester Heide, sondern … ich komme nicht drauf.

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