02.05.20

Endlich den Artikel gelesen, den mir Walentyna geschickt habt: Growing up in Quarantineland. Erst habe ich einen Bogen darum gemacht, weil auch der von dieser Margaret Atwood ist. Deren Trilogie liegt immer noch ungelesen unter einer Decke auf einem Stuhl im Schlafzimmer. Ich hatte keinen Nerv für noch mehr Pandemie, auch wenn ich mich an der nicht anstecken kann, und habe noch immer keinen. Darum auch die Decke. So ein bisschen schützender Aberglaube eben. Als wäre die Geschichte darunter ein Vogel, der mir sonst etwas pfeift.
Dann war es aber das erste wirklich beruhigende, was ich seit Ausbruch der Corona-Pandemie gelesen habe. Sie trifft darin sofort einen Nerv, beschreibt den Alptraum, den ich empfinde – eigentlich sogar beide: den im Schlaf ebenso wie den im Wachen. Und dann erzählt sie aus den 40er Jahren in Kanada, Quarantäneerfahrungen rund um Kinderkrankheiten, für die es damals noch keine Impfungen gab. Am Ende schreibt sie über die Pest und mir ging es zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder gut, als könnte ich befreit aufatmen.
Gut, vielleicht ist das auch ein erfreulicher Nebeneffekt davon die Kippen aufgegeben zu haben. Dennoch beruhigt es mich, mit welcher Ruhe und Distanz da jemand schreibt, der ähnliches bereits erlebt hat und deswegen nicht in Panik verfällt, wie wir jungen Hüpfer. Wenn auch nicht mehr gar so jung, dass wir im Wald tanzen gehen würden.
und mir so etwas wie Hoffnung macht. Schade, dass ich erst jetzt entdeckt habe, und nicht schon vor knapp drei Monaten, als es erschienen ist.
Das hat mich endlich emotional abgeholt, in den Arm genommen und auf die Schulter geklopft. Viel besser, als der Applaus von Zuhause aus, während wir uns die Hände wund desinfizieren und Druckstellen von Masken mit Wundsalben eincremen.
Warum gibt es bei uns keinen vergleichbaren Text? Auch bei uns haben wir Krankheiten überstanden, warum spenden uns unsere Alten keinen Trost?
Bei all der Wissenschaft und Warnung verliert man schon mal die Hoffnung, und diese Worte bringen so viel Wärme, dass ich zum ersten Mal wieder den Eindruck habe wirklich Luft holen zu können. Der Druck auf der Brust verflüchtigt sich, und es liegt sicher noch nicht daran, dass ich jetzt seit 10 Wochen nicht mehr geraucht habe. So schnell erholt sich keine Lunge. Die Nikotinfärbung der Haut an den Fingern ist schneller weg, die körperliche Sucht ebenfalls. (Wenn nur nicht die Angewohnheiten wären… klar könnte ich jede Kippe durch einen Schokoriegel ersetzen, das wäre Dopamin-mäßig wahrscheinlich beinahe das gleiche, aber will man das eine durch das andere ersetzen? Das ist Quatsch, denn dadurch vergisst man ja nicht die alte Angewohnheit, sondern hält sie weiter am Leben. Auch gesunde Alternativen sind nicht so dufte, sonst ersetzt man nur das Nikotin- Gelb durch Möhren-Orange.

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