„Nach was denn sonst?“, fragte ich. „Wenn man kocht und die Finger riechen nicht nach Knoblauch, dann hat man etwas falsch gemacht.“
„Es war nicht als Beschwerde gemeint“, sagte sie. „Was gibt’s denn zu essen? Es riecht jedenfalls lecker.“
„Gebratenen Reis mit Kimchi“, sagte ich und freute mich, dass der Geruch wohl nach den Lüftungs- und Putzorgien das Schweißgemüffel von meinem Schlagzeugspiel erfolgreich überdeckte.
Während wir aßen, meinte ich, dass ich eigentlich lieber etwas bestellt hätte, um die Restaurants weiter zu unterstützen. „Weil wegen Corona wird einiges pleite gehen.“
Walentyna kaute zufrieden und überlegte. „Oder es finden sich neue Eigner.“
„Woran denkst du da?“, fragte ich.
„Die jeweilige Stadt.“
„Um das zu verpachten?“
„Nein, um etwas für die Bevölkerung zu tun.“
„Mit noch einer Einkaufspassage?“, fragte ich spöttisch.
Sie schüttelte den Kopf. „Oh, wenn man will, dann kann Gebäude auch ganz anders nutzen. Sagt dir das Hamburger Postamt am Bahnhof etwas? Ist jetzt die größte Bibliothek in der Gegend. Eine Million Besucher jedes Jahr. Ich wüsste nicht, warum das nicht auch mit Kaufhäusern gehen sollte.“
„Das hatte ich nicht auf dem Schirm. Klingt spannend.“
„Ist es auch. Bibliotheken sind die kulturelle Zukunft, Baby.“ Sie nahm sich einen Nachschlag, hielt dann fragend den Löffel hoch, aber ich wollte nichts mehr.
„Das Internet ist doch jetzt die größte Bibliothek schlechthin.“
Walentyna schüttelte entschlossen den Kopf. „Himmel, nein! Bestenfalls ein Nachschlagewerk, in dem auch viel Mist steht. Eine lebendige Bibliothek – also nicht wie die, in der ich arbeite“, sagte sie mit einem Seufzer. „Eine lebendige Bibliothek ist eine Begegnungsstätte, die nichts kostet, die sich jeder leisten kann. Nicht nur Bücher, Lesungen, sondern auch Filme, Konzerte – es ist so viel möglich, wenn man nur will.“
„Stimmt eigentlich.“ Ich grübelte und musste an das Kaufhaus Steubl in Vilshofen denken, als es das noch gab. „Vielleicht könnte man so auch das Kino vor sich selbst retten …“ Eine Bibliothek mit Kino, gleich gegenüber der Grundschule, ich meine, besser geht’s doch gar nicht. Laut Lukas wechselten die Pächter dort ständig, und diese Seite der Stadt hätte eine Belebung ohnehin nötig.
„Hallo?“, fragte Walentyna. „Was gibt’s zum Nachtisch?“