01.06.20

Klöppl ließ uns antreten, lief hinter uns herum, blieb dann vor dem Jungen stehen und sagte lange nichts. Weil es las, was auf dem T-Shirt geschrieben stand: „Maul halten“ und darunter „Arsch lecken“. Was die Posse ziemlich gut zusammenfasste. Wir freuten uns wie Bolle und konnten uns das Grinsen nur mühsam verkneifen.
Das brachte uns zwar einen verfluchten Waldlauf ein, aber immerhin musste das Arschloch in dem Fall selber mit und konnte nicht gelangweilt am Rand stehen, wie sonst, während wir unsere Runden drehten. Ein Hoch auf die Aufsichtspflicht. Von da an hatten wie einen neuen Held in unserer Mitte, von dem wir eine der wertvollsten Lektion unserer Schulzeit gelernt haben. Ziviler Widerstand mit einem Stück Stoff, und für uns war eindeutig klar, wer hier als Gewinner vom Platz ging.

Nadja rief eben überraschend an. Aus dem Satellite, wie das Hostel, in dem sie arbeitete, inzwischen heißt. Angeblich hatte sie mit dem Namenswechsel aber nichts zu tun.
„Habt ihr nicht zu?“, fragte ich verdutzt.
„Doch, natürlich, was dachtest du denn?“, sagte Nadja. „Ich bin eigentlich nur hier um mich um Verwaltungskram zu kümmern und hatte keine Lust mehr.“
„Und dann rufst du mich an? Welche Ehre. Was verwaltest du denn gerade?“
„Ob wir als privates Unternehmen nach dem Infektionsschutzgesetz eventuell Entschädigungsberechtigt sind, und …“
„Danke, das genügt. So genau wollte ich es gar nicht wissen.“
„Siehst du?“ Nadja lachte. „Nicht einmal Paragraph 65 Absatz 1 Satz 1 weckt dein Interesse?“
„Dir fehlen nur die Gespräche mit den Gästen, gib’s zu.“
„Du weißt gar nicht, wie sehr. Mir fehlt der Singsang dutzender Sprachen, das gebrochene Englisch oder Französisch … ihre Lieder von Liebe, Leid und Schmerz.“
„Dein Weltraumbahnhof ist leer. Der Wind weht durch die leeren Stuben.“
„Und ich bin Odysseus, an den Mast gebunden, der den Sirenen lauscht, aber nichts mehr hört.“
„Vielleicht war es nur zu viel Wachs?“, vermutete ich laut.

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