01.05.20

„Ja, aber nicht die, die welche ausleihen wollen, sondern abgeben.“
„Wie, man soll die gar nicht zurück bringen?“
„Doch, schon. Nur halt nicht ungefragt andere mitbringen.“
„Die sie woanders ausgeliehen …“ Ich verstummte, weil Walentyna bereits den Kopf schüttelte.
„Nicht eins, säckeweise! Meistens Wohnungsauflösungen. Ich kann zwar verstehen, dass die Leute in ihrer Trauer oft überfordert sind, aber grundlegende Gedanken um den Umgang mit Büchern machen sich da die wenigsten. Oder die, die selber eher nicht lesen landen alle bei uns.“
„Das klingt nach ner Menge Spaß.“
„Beim ersten und zweiten Mal vielleicht, dann vergeht es dir schnell. Vor allem wenn wer verhandeln will.“
Ich guckte ungläubig.
„Doch, doch. Wo ich doch schon alles dabei hab … da hinten wär bei ihnen doch noch Platz! Dann deuten sie auf den Notausgang. Oder sie sagen man könnte die Regale doch enger zusammen stellen.“
„Irre.“
„Ich sag denen jetzt immer, dass wir nur noch E-Books annehmen.“ Sagte sie und seufte. „Das wären dann zwei Fliegen mit einem Buchdeckel. Du hast keine Ahnung was die Leute alles als Lesezeichen in Büchern vergessen.“
„Geld?“
„Ha! Ja, auch das. Leider selten Euro. Stattdessen echt noch Lire oder Schilling.“
„Die gibt’s doch gar nicht mehr.“
„Was du nicht sagst. Da kannst du mal sehen, wie sehr die Abgabetermine gestreckt werden. Ein Gefühl zwischen Archäologie und Monopoly.“
„Was ist das kurioseste, das du gefunden hast?“
„Kaugummi. Aber in Streifen.“
„Immerhin“, sagte ich erleichtert.
„Leider kommt auch gekaut vor, um damit kleinen Streifen von Silberpapier über einzelne Wörter zu kleben. Da kommst du nicht drauf.“
Wir lachten und liefen in den Wald.
„Ich mag die Kreisläufe“, sagte Walentyna. „Die Bücher kommen und gehen. Es ist ein bisschen wie in einem Internat oder Waisenhaus. Ist was? Du wirkst blass.“
„Nein, es ist nichts. Ich war nur zu lange nicht mehr draußen.“
„Sollen wir rein gehen?“

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