23. September 2019 – Nachtschicht

Themawechsel. Ich wollte schon beim letzten Mal endlich über Lukas schreiben, und wie er sich in Nadine verguckt hat. Der ist aber vorher noch seiner Monika begegnet. Und das kam so: Als der schnelle Meyer sich fertig angemeldet hatte, musste sein Toyota Corolla noch umgeparkt werden. Die Autos sollten alle zum Volksfestplatz an der Donau gebracht werden, der dafür hergerichtet worden war, der BGS hatte einen Shuttle-Service eingerichtet. Lukas bot sich an ihm zu zeigen, wie er dorthin kam, und so fuhr er mit. Das stelle ich mir romantisch vor, einschließlich mit von der Müdigkeit begünstigten Zeitlupe, und der Moment muss ziemlich genau mit dem Sonnenaufgang zusammengefallen sein. Und unbedingt ohne den Geruch dazu, es sei denn man gehört zu jenen, die den von Tankstellen lieben, diese Mischung aus Benzinschwaden und einem Hauch von Motoröl? Zu denen gehörte ich nie, wohl weil unsere Wohnung neben der Agip-Tankstelle lag.

Die Sonne geht gerade donauseitig auf, steht noch tief, beleuchtet aber die Wolken von unten in einem kräftigen Orange, sie biegen auf die Zufahrt zum Volksfestplatz ab, und dort unten parken in einer Dunstblase aus bläulichen Abgasen Trabis, Wartburgs und Ladas ein. Lukas wird sich an die Güterzüge erinnert haben, die aus Dingolfing kommend durch Vilshofen fahren, vollgestellt mit fabrikneuen BMWs und für ihn unerreichbar, weil nie einer für ihn runter fallen wollte. Hier lag die Sache anders. Hinter ihnen hupten bereits die nächsten Neuankömmlinge, die rechtzeitig umgeleitet wurden, wie es geplant war, und seine Augen gingen auf. Lukas erkannte Gelegenheiten, wenn er sie sah, und hier stieg er aus und ging langsam oben an der Böschung entlang Richtung Friedhof, die Augen nicht von der Herde Autos abwendend. Dann sah er vor sich einen anderen gehen, der genauso wie er konzentriert zu den Autos heruntersah, als ob es Büffel wären, auf der Suche nach dem kranken, lahmenden oder Jungtier. Lukas sah auf zur gegenüberliegenden Seite, da waren noch weitere Jäger wie sie. Schaulustigen waren auch darunter, aber die standen ja nur da, einige waren mit ihren Mofas hergeknattert und popelten bestenfalls in der Nase, die stellten keine Gefahr dar. Hier waren ausgehungerte Fahrzeuglenker auf der Pirsch, mit großen Führerscheinen, für Vierbeiner, Klasse 3. Sein geübtes Auge erkannte aber auch dort weitere von Seinesgleichen in der Gruppe, und langsam schlichen sie alle näher an ihre auserkorenen Opfern heran, zogen immer enger werdende Kreise, sorgsam darauf bedacht, das man sich nicht gegenseitig in die Quere kam, und es auf ein anderes Tier abgesehen hatte, als der Nebenmann, und sprach es schließlich an.

Die Wahl der Waffen fiel dabei unterschiedlich aus. Manche versuchten es mit einer Lügengeschichte, wie dass man damit im Westen gar nicht fahren dürfe, nur um von einem ADAC-Mann eines besseren belehrt zu werden. Andere wollten ihre Rennpappen einfach nur so schnell es ging loswerden.
15 Minuten später hatte Lukas sich ein Auto gekauft und Monika getauft. Das sind die wesentlichen Eckpunkte, wenn man außer Acht lässt, wie Lukas nach Hause sprintete um seinen Sparstrumpf zu plündern (und die gemeinsame Haushaltskasse mit seinem Bruder), wieder zurück rannte, als hinge sein Leben davon ab, um dann glücklich eine Stunde zu brauchen, um vom Platz zu fahren. Erst gab ihm der Vorbesitzer einen Crashkurs auf dem Platz, der noch nicht gänzlich zugeparkt war, dann stand er im Stau, der sich an der Ausfahrt gebildet hatte. Glücklich im Leerlauf tuckernd war er im siebten Himmel.

Schreibe einen Kommentar

Schön, dass Sie kommentieren wollen, herzlich Willkommen! Vorher müssen Sie allerdings noch der Datenschutzerklärung zustimmen, sonst geht da nix. Danach speichert die Webseite Ihren Namen (muss gar nicht der sein, der in Ihrem Ausweis steht), Ihre E-Mail Adresse (egal ob echt oder erfunden), sowie Ihre IP-Adresse (egal ob echt oder verschleiert - ich hab keine Ahnung, ob Sie von Zuhause oder aus einem Internet-Café schreiben). Anders ist es mir nicht möglich zu gewährleisten, dass Sie hier kommentieren können, worüber ich mich sehr freue - denn es ist sehr frustrierend mit den mich sonst erreichenden, meist verwirrenden bis sinnfreien Werbebotschaften allein gelassen zu werden. Vielen Dank dafür, dass Sie da sind!

Noch ein kleiner Hinweis: Kommentieren Sie zum ersten Mal, erscheint Ihr Kommentar erst nach einer Prüfung des Inhalts, einzig um Spam von der Seite fern zu halten, in der Regel dauert das nicht länger als 24 Stunden - dabei handelt es sich nicht um Zensur, sondern um das limitierte Zeitfenster der berufstätigen Person hinter diesem Blog, die Ihnen den ganzen Krempel gratis zur Verfügung stellt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, und auf zur Checkbox.