Es zog mich zum Bergerparkplatz. Hatte Lukas nicht etwas von einer Plakette erzählt? Ich fand sie nicht gleich, wahrscheinlich weil ich sie für größer gehalten hätte. Es war mehr wie ein Pflastersteinaufzug, der auf Hüfthöhe feststeckte, mit einer lieblos drangenieteten Plakette. „Tor zur Freiheit“ in die Deutsche Einheit stand darauf. Das reimt sich sogar, nur zum Singen animierte es nicht gerade.
Ich ging zum Stöhr, Semmeln holen. Nachdem ich bezahlt hatte, fragte die Bedienung: „Sie san aba ned von hier?“ Es klang wie eine Beleidigung. War es doch auch, verdammt! Oder mindestens eine Unterstellung.
Ich drehte mich noch einmal um. „Was soll man denn da drauf antworten? Wieso aber? Darf man nur ‘hier’ einkaufen, wenn man von ‘da’ ist? Wenn ich gerade nicht ‘hier’ wäre, könnte ich doch gar nicht einkaufen.“
Die Bedienung lächelte gequält und sah sich hilfesuchend im Laden um.
Ich kam richtig in Fahrt: „Was wollen sie eigentlich hören? Es klingt so, als hätten sie sich längst selbst eine Antwort auf die Frage gegeben, noch bevor sie sie gestellt haben: ’Nein, den hab ich noch nie gesehen, also ist er fremd und ich will dass er wieder geht, jetzt wo er bezahlt hat, und wo ich schon dabei bin zähle ich es besser gleich nach, man weiß ja nie bei diesen Ausländern!“
„Des hob i doch gar ned so gmeint!“
„Aber gedacht haben sie’s! Im Kopf!“
„Na, hob i ned!“
„Warum sagen sie nicht, was sie wirklich sagen wollten?“
„Der nächste bitte?“, riet die verunsicherte Verkäuferin.
„Nein!“, rief ich wütend: „Beehren sie mich bald wieder!“ Damit drehte ich mich um und machte mich auf den Rückweg. Die Semmeln vom Geiger sind sowieso besser.
Nach dem Frühstück ging Lukas zuerst mit mir in die Furtgasse, an deren Ende das Kino… verschwunden war. Mich packte die blanke Wut. „Gibt es eigentlich einen Platz, der mir was bedeutet hat, aus dem sie noch keinen Parkplatz gemacht haben? Und wieso ist der jetzt kleiner als das Kino vorher von drinnen war? Das darf doch alles nicht wahr sein!“
„Wann’s di beruhigt, der Bergerparkplatz is bis heid so blim“, sagte Lukas. „Und beim Geistler is a no a Metzger drin. Aber i woid dir eps anders zoagn.“
Er ging zu einer der Garagen und suchte den passenden Schlüssel an seinem gigantischen Schlüsselbund. Ich habe noch nie einen so großen gesehen, und der an der Klinik ist schon nicht ohne.
„Gehören die Garagen nicht zu den Anwohnern von dem Hochhaus?“
„Logisch.“