„Und was wenn doch? Klar, du kannst dir das jetzt nicht vorstellen, aber deswegen kann es trotzdem so kommen. Das ist wie mit Windpocken. Die willst du auch nicht haben und kriegst sie trotzdem. Und wenn du dann auch andere Mädchen als deine Schwester toll findest, aus … Gründen, dann werden dir deine heutigen Worte morgen auf die Füße fallen.“
„Als wäre ein Elefant darauf getreten?“, fragte Dennis verunsichert. „So ähnlich.“
Dennis guckte nachdenklich zu seiner Schwester. „Wenn dich einer doof oder häßlich nennt, hau’ ich ihm auf die Nase.“ „Ich weiß“, sagte Clara.
„Aber du würdest es trotzdem nicht vergessen?“ „Weiß ich nicht. Es würde weh tun.“
Dennis sah mich an. „Du meinst, das hat Gesine weh getan?“ „Bestimmt. Oder hat dich ihr Bruder verhauen?“
„Die hat keinen, sie … oh.“
Jetzt war der Groschen gefallen.
„Das wollte ich nicht.“ Dennis ließ die Schultern hängen. „Ich guck sogar selber heimlich durch die Finger, wenn ich dran bin. Aber nur ein bisschen.“
„Das ist also gar nicht so doof, oder?“
Dennis schüttelte den Kopf.
„Und Martin?“
„Ach der sagt zu allen, dass sie häßlich sind. Weil er sich immer im gleichen Schrank versteckt.“
Wir lachten und holten die erste fertige Pizza aus dem Ofen.
Am nächsten Tag holte ich die beiden wieder vom Kindergarten ab. Dennis war eingeschnappt. „Weißt du was? Mädchen sind doof!“
„Was ist denn passiert?“
„Ich hab mich bei Gesine entschuldigt.“
„Und dann?“
„Dann hat sie gesagt, ich sei noch blöder als Martin!“
„Autsch.“ Ich konnte mir das Grinsen kaum verkneifen.
„Das ist überhaupt nicht lustig! Ich rede kein Wort mehr mit ihr! Nie!“
In gewisser Weise behielt er damit sogar recht, lag aber doch falsch.
Nadja erzählte Wochen später am Telefon, dass Dennis mit einem Mädchen beim Doktor spielen erwischt worden sei.
„Was? Im Kindergarten?“
„Ja“, bestätigte Nadja. „Sie haben sich im gleichen Schrank versteckt.“
„Heißt das Mädchen zufällig Gesine?“
„Doch, wieso … woher weißt du das?“