08.01.20

Die Zwillinge haben durchgebimmelt. Eigentlich nur Dennis, aber man hat trotzdem immer das Gefühl, dass Clara nicht weit ist. Oder umgekehrt. Als wüssten sie immer genau wo der andere gerade ist.
„Wo steckt denn Clara?“, wollte ich wissen.
„Keine Ahnung. Wahrscheinlich wieder im Kino mit Mario.“
„Du klingst gar nicht mehr so ablehnend“, stellte ich vorsichtig fest. „Was bleibt mir denn auch anderes übrig? Alle haben ihn über die
Feiertage ins Herz geschlossen, Mama auch. Und sogar Papa.“ Dennis seufzte und fügte kleinlaut hinzu: „Selbst ich. Brauchst gar nicht so zu grinsen!“
„Entschuldige.“ Ich konnte nicht anders. Es ging also auch anders. Haben wir doch etwas aus den Fehlern unserer Eltern gelernt? Nadine und Daniel auf jeden Fall. Sie legten den frisch Verliebten keine Steine in den Weg, ja sie luden Mario in ihr Zuhause ein, und selbst Dennis ist der lebende Beweis, dass jeder Groll mit der Zeit verschwindet. „Warum funkst du mich eigentlich an?“
„Ich wollte mich noch für den Gutschein bedanken …“
„Ja, ja, kein Problem. War ein bisschen aus der Verlegenheit heraus, dass ich nicht wusste welche Spiele gerade angesagt sind. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob du überhaupt noch zockst.“
„Über die Feiertage schon, ich bin widerwillig Dirt Rally 2.0 gefahren.“
„Wieso widerwillig?“
„Lach bitte nicht, aber um mir von Mario nicht meine Echtzeit- Strategie Spiele madig machen zu lassen. Er meint die hätten nichts mit richtiger Politik und der echten Welt zu tun.“
„Gibt es denn kein Spiel, in dem man in der überfüllten S-Bahn sitzt und versucht ein Buch zu lesen? Und dann darf man irgendwann Fernzüge benutzen?“
„Sehr witzig“, sagte Dennis müde. „Er kann viel besser über alles reden, und ich mag mich nicht streiten. Darum spiele ich lieber heimlich.“
„Und dann bist du vom vielen Autofahren schon zu müde?“
„Ja. Ich vermisse es sogar ein bisschen aus den Open-World- Ballerspielen rausgewachsen zu sein.“
„Tut mir leid.“
„Ich glaube, ich bin deswegen ein bisschen gekränkt“, gestand Dennis. „Weil so einfach sind die wirklich nicht. Man muss alles in Balance halten, wenn man nicht mit Gewalt durchgreifen will, was auch nur reicht, bis man gewonnen hat – aber wie ginge das Leben hinterher weiter? Verstehst du, was ich meine?“
„Du musst dich nicht dafür rechtfertigen was dir gefällt. Lass ihn reden.“
„Wenn das nur so einfach wäre …“ Er schnaubte. „Weißt du, das ist immer so ein bisschen von oben herab, weil er älter ist.“
„Du meinst das wäre wegen der vier Minuten, die Clara vor dir auf die Welt gekommen ist?“
„Nein, das ist es nicht.“
„Das renkt sich schon noch ein“, ermunterte ich ihn.

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