06.02.20

Zwei Stunden googlen später bin ich kurz davor ein Feuer zu legen und in ein Zelt umzuziehen. Ich fühle mich in meiner eigenen Wohnung nicht mehr zu Hause und habe wohl jahrzehntelang die falschen Bücher gelesen, und die dafür oft sogar mehrfach.
Apropos mehrfach, ich habe eben meine alte Birdy DVD im Regal gefunden. Wie ich schon gedacht habe, mit einem anderen Cover. Nicht das ikonische mit Matthew Modine, der wie ein Vogel auf der Bettgeländer im Mondlicht hockt, sondern eine schreckliche Fotomontage mit dem Flugapparat im Hintergrund. Was mache ich jetzt mit der verpackten? Die könnte ich Walentyna schenken. Als Vorschlag für unseren Filmabend. Ja, das ist eine gute Idee. Und jetzt muss ich hier raus, bevor ich durchdrehe.

„Könnte ich mir ein paar Bücher leihen?“
„Gerne, aber das weißt du doch“, sagte Mutter. „Was willst du denn?“
„Was lässt mich denn vor einer Bibliothekarin gut aussehen?“
„Sag bloß du hast dich wieder von ihr auf den Arm nehmen lassen.
Aber eigentlich meinte ich Tee oder Kaffee.“
„Diesmal hat sie mir ihren echten Namen verraten“, sagte ich stolz. „Eine großartige Leistung, mein Junge.“
„Ginge es vielleicht eine Idee weniger sarkastisch?“
„Tut mir leid, ich konnte es mir nicht verkneifen.“ Sie grinste so schön, dass ich es ihr nicht übel nehmen konnte.
„Besser Tee, ich bin zu aufgeregt.“
„Du weißt doch, dass ich keine Kräutertees habe, nur schwarzen.
Aber entkoffeinierten Pulverkaffee hätte ich da.“ Ich sah sie verwundert an und sie zuckte entschuldigend mit den Schultern. „War ein Versehen.“
„Gut, dann nehm ich den“, sagte ich und sie verschwand in die Küche. Man sah ihrer kleinen Wohnung gar nicht an, dass sie kaum dort war – ganz im Gegensatz zu meiner. Es war immer aufgeräumt und geputzt, als erwartete sie jederzeit eine Kontrolle vom Gesundheitsamt.
„Wie schaffst du das eigentlich, dass hier alles so sauber ist?“, rief ich etwas zu laut in den Raum hinein, dafür, dass nur ich darin saß.
„Gertrud“, hörte ich sie aus der Küche rufen.
„Wer ist Gertrud?“
„Meine Putzhilfe. Wieso, willst du ihre Nummer?“
„Ich wusste gar nicht, dass du eine Putzhilfe bezahlst.“
„Umsonst würde sie es mir ja nicht machen“, rief Mutter und ich verdrehte die Augen. Das Wasser brodelte inzwischen hörbar dazwischen, ihre Stimme wurde lauter. „Eigentlich würde ich es selber machen, aber so kann ich sie unterstützen.“
„Wo ist sie denn her?“
„Dem dritten Stock.“

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