02.01.20

Mit Clara und Dennis habe ich so etwas wie Frieden gefunden, von dem ich nicht einmal geahnt hatte, dass ich ihn vermisste. Ich liebe wie meine eigenen Kinder, die ich nie haben wollte. Und jetzt ist es zu spät dafür, aber ich vermisse ja nichts. Das habe ich ihnen zu verdanken. Nadja und Daniel waren auch immer erreichbar und wären im Ernstfall sofort zurück gekommen, aber ich wollte, dass sie Zeit für sich haben und zueinander finden – was offensichtlich auch funktioniert hat. Nur auf Vornamen wollten sie sich diesmal nicht vorher festlegen. Als ob das etwas mit Valentin’s Tod zu tun gehabt hätte, aber ausreden wollte ich es ihnen auch nicht. Auf die Namen haben sie sich auch schnell geeinigt, noch im Kreissaal. Zuerst kam Clara zur Welt, und fünf Minuten später Dennis. Zuerst war Klara noch mit K, aber beim Standesamt änderten sie es in Clara mit C, weil es dem D von Dennis direkt voraus ging, es brachte ihre Vornamen näher zusammen. Mehr steckte nicht dahinter, nur muss man das den beiden nicht auf die Nase binden. Der Tonträger passte zu Daniel, aber dem wäre dann V-i-n-y-l lieber gewesen, aber dazu hätte Nadja ja Fünflinge zur Welt bringen müssen, und das lehnte sie dankend ab.
Das Spiel mit den Namen blieb, damit konnte ich sie lange zuverlässig aufziehen. „Seid froh, dass ihr nicht Hänsel und Gretel heißt!“
„Wieso?“, fragte Clara erschrocken und sah ihren Bruder schon im Ofen sitzen.
„Weil eure Mama euch im tiefen Wald zur Welt gebracht hat, darum!“
„Nicht in Marzahn?“
Ich schüttelte den Kopf. „Im Wald.“
Manchmal machte ich mir auf Spielplätzen einen Spaß daraus sie bei falschen Vornamen zu rufen. „Hans! Sophie! Kommt mal rüber und seid diesem Sandkasten-Nazi ein Dorn im Auge.“ Ein Hoch auf die Anonymität von Spielplätzen in Großstädten.

Ich guckte meine Post durch, und ein Brief aus Berlin gab mir Rätsel auf. Erst dachte ich, die Zwillinge hätten mir einen Streich gespielt, weil mir Deutsche Dienststelle (WASt) nicht gleich was sagte, und die wollten dass ich ihnen Geld (16 EUR) überweise. Dann erinnerte ich mich: Vor was – zwei Jahren? – hatte ich online einen Nachforschungsauftrag aufgegeben, um heraus zu finden wo mein Großvater im zweiten Weltkrieg war. So wie Opa vergessen wollte, dass er überhaupt im Osten war, habe ich jetzt vergessen, dass ich es herausfinden wollte. Jetzt hielt ich die Antwort in Händen. Ach, Wehrmachtsauskunftstelle soll das heißen.

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