28.01.20

Scheiße, und Sandra hatte recht, das war ja wirklich gelogen gewesen. Und es war nicht auf unserem Mist gewachsen, sondern allein auf meinem. Die beiden hatten sich damals bei unserem Wiedersehen so gut miteinander verstanden, dass ich befürchtete auf der Strecke zu bleiben. Lukas war mobiler als ich. Lustiger. In jeder Hinsicht die bessere Gesellschaft. Ich hatte damals keine Chance gegen ihn. Ich hatte Panik. Und dann hatte ich eine Idee. Es klang so harmlos, ging mir so leicht und schnell über die Lippen. Und jetzt wünschte ich, ich könnte das wieder vergessen.
Werde ich aber nicht.
Alle stellen sich hinterher immer hin und sehen in sich nur die Opfer. Das war und ist das Erfolgsmodell der Nazis. Die anderen haben uns bedroht, es war Selbstverteidigung!
Nein, wir sind alle Täter. Nicht Massenmörder, noch nicht, aber der Weg dorthin … beginnt er nicht damit, dass man sich eine Tat entschuldigt, dann noch eine, und dann bereits eine etwas größere? Es geht nicht darum bestraft zu werden, sondern sich der eigenen Täterschaft bewusst zu werden, im Alltag, am Steuer, im Leben, jeden verdammten Tag. Wenn man das verursachte Leid mitdenkt, dann bewahrt einen das vielleicht irgendwann davor zum Mörder zu werden, wenn sich nur die passenden Umständen dazu einstellen, die Straffreiheit suggerieren, und das Monster in uns von der Leine lassen. Nicht mehr auf andere Völker zeigen und sagen, macht ihr doch erstmal!
Nein, mit gutem Beispiel vorangehen können wir, und wenn es wirklich gut ist, dann wird uns auch jemand folgen. Im Augenblick möchten das manche, nur eher um das zu vollenden, was den Nazis nicht gelungen ist. Wir müssen vorher einschreiten, und es nicht hinterher besser gewusst haben.
Nein, ich habe heute kein Gespenst gesehen, sondern mir selber in die Seele. Ich bin das Gespenst.
Ein Gespenst unter vielen, und ich ertrage es nicht länger. Das ist einfach alles zu viel auf einmal!

Na prima, auch in Italien hat es jetzt die ersten positiv getesteten Fälle.

© Jens Prausnitz 2023

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