25.01.20

Ich schwieg und versteckte mein Gesicht hinter der freien Hand vor Scham, obwohl mich niemand sehen konnte. „Aber dass ich mit der Frau meines besten Freundes …“ Ich konnte es nicht aussprechen und schluckte.
„Ja was glaubst du denn wessen Idee das war? Unsere! Wir konnten keine Kinder bekommen, das war nach Valentin klar. Weil wir es versucht haben.“
Ich rutschte von der Couch auf den Fussboden und zog meine Knie unters Kinn. Mit zittriger Stimme stieß ich hervor: „Aber es sind doch deine Kinder. Vielleicht sollten wir erst einen Vaterschaftstest …“
„Himmelarsch und Zwirn, die Zwillinge haben den gleichen Kack- Haarwirbel wie deine Mutter! Wie kann dir das nie aufgefallen sein? Oder dass ihnen die Nase läuft wenn Essen oder Getränke ein bisschen wärmer oder kälter als die Umgebungstemperatur sind? Was willst du denn da noch testen? Meine Spermien sind kaputt, das habe ich testen lassen.“
„Das wusste ich nicht …“
„Weil es dich auch nichts angeht!“ Daniel schluckte. „Es ist alles meine Schuld. Wenn nicht ständig das Geld so knapp gewesen wäre, dann … dann würde Valentin noch leben.“
„Was redest du denn da für einen Unsinn?“
„Es ist meine Schuld. Wegen der Medikamente.“
„Welche Medikamente?“
„Tests an Freiwilligen. Du weißt schon, für Studien? Man kann nicht endlos Blut spenden. Da muss was dabei gewesen sein.“
„Das heißt du weißt es gar nicht“, stellte ich trocken fest. Wahrscheinlich der einzige vernünftige Satz, den ich heute gesagt habe.
„Doch sicher, Nadja hat doch zwei gesunde Kinder zur Welt gebracht. Meins war tot.“ Daniel kicherte plötzlich hysterisch. „Oder Nadine war schon als Kind ohne es zu wissen Teil eines Testprogramms. Die DDR hat ja ordentlich Devisen verdient damit, dass sie Westmedikamente für uns am Menschen getestet haben.“
„Das wusste ich gar nicht“, sagte ich und schluckte.
„Wir wissen so vieles nicht, aber Nadja hat über die Jahre so einiges mitbekommen, was drüben unter der Hand gelaufen ist, und wenn sie dann hört, wie manche die Zeit verklären … aber ist ja Quatsch. Ich kann keine Kinder kriegen und Punkt. Meine Eltern haben mit allem Recht behalten. Als hätte sich ihr Gift in mir angestaut, und ich hab es in Nadja gespritzt, mein Gift, und das hat Valentin umgebracht. So muss es gewesen sein, denn die Kinder von dir sind gesund, und sie war es auch. Ich bin der Krankheitsträger, ich habe Valentin auf dem Gewissen!“ Ich hörte, wie er am anderen Ende der Leitung ein Schluchzen unterdrückte. „Außerdem fand ich es gut, dass die Linie meines Vaters nicht weitergeführt wird.“

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