12.02.20

„Ich musste mir frei nehmen und in die Schule kommen.“ W i r grinsten beide. „Auch eins?“, fragte ich, als ich Butter auf das frische Brot strich, aber Mutter winkte ab. „Du warst derart geladen, und hast den Direktor in seinem Büro zusammengefaltet, dass man es durch die geschlossene Tür noch hören konnte.“
„Das hat gut getan.“
„Mir auch“, sagte ich schmatzend. „Und wie!“
„Ich würd’s heute wieder tun“, sagte Mutter, während ich Kaffee aufsetzte.
„Siehst du? Und genau das ist dir dein Vater schuldig geblieben. Oder hat er dich etwa aufgeklärt?“
„Spinnst du?“ Sie hob die Augenbrauen. „Der wusste damals ja noch weniger als ich.“
„Siehst du, das meine ich. Wärst du ungewollt schwanger geworden, wenn du …“
„Ich war nicht ungewollt schwanger, Johann.“
„Ja, aber …“
„Nein, kein aber. Ich war sogar irgendwie froh, dass er nicht mehr wiederkam. Das war besser so.“
„Das weiß ich inzwischen auch, Mama.“
„Es wäre schön gewesen, wenn ein anderer gekommen wäre.“
„Ich hab keinen Vater gebraucht“, sagte ich zum gefühlt tausendsten Mal.
„Ja, vielleicht. Aber ich hätte nichts dagegen gehabt, ein bisschen Unterstützung zu haben, und natürlich auch im Schlafz…“
„Ist ja schon gut! Nicht weiter reden bitte!“, rief ich mit einer Brotscheibe herumfuchtelnd.
„Wie, jetzt soll ich schweigen?“
„Zu spät, jetzt hab ich’s ja schon im Kopf.“
Mutter ging zur Balkontür. „Ich lüfte mal kurz, ja?“
Da ich gerade den Mund voll hatte, konnte ich sie nicht rechtzeitig warnen.
„Pfui! Was ist denn …“
„Ich bin gestern in Hundescheiße getreten und habe die Schuhe auf den Balkon gestellt. War zu … müde, um mich gestern damit zu beschäftigen.“
„So so, zu müde also. Wovon denn?“ Sie stand mit vor der Brust verschränkten Armen im Gegenlicht, und auch wenn ich ihr Gesicht deswegen nicht sehen konnte, wusste ich genau wie sie gerade guckte. Diese Körperhaltung hatte ich einfach schon zu oft gesehen.
Ich ließ mich nicht auf den Themawechsel ein und fuhr fort. „Du hast immer alles angesprochen, was angesprochen werden musste, ob ich wollte oder nicht.“
„Und, war das so schlimm?“
„Und wie! Auch ein bisschen lustig. Also von heute aus gesehen. Damals war es nur unendlich peinlich.“

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