24.02.20

„Die Polizei muss ja rechtzeitig gekommen sein, sonst würde ich ja heute nicht mit dir sprechen, oder?“
„Na, so lang hod’s ned gedauert. Oana vo uns hod beim davo laffe a Hoizlattn aus a Baustöin g’zogn. Und ois d’Nazis die Tür wieda an Spoid broat aufdruckt hom, da hod er mit oana Hand ums Eck damit nunterdrosch’n, oamoi, zwoamoi, dreimoi, dann hamma’d Tia endli zua griagt.“
„Und was ist dann passiert?“
„Nix. Die Nazis san weida, i glaub oana hod a Platzwund’n ghobd, und dann hom mia a’d Fias in’d Hand gnumma und san in alle Himmelsrichtungen davo. Mei, i bin nia wieda so froh gwen, ois i mid da Monika auf der B8 woa. Am nächstn Tag war in der Zeitung gstand’n, das’d Nazis Schaufenster eigschmiss’n hom und mehrere Verletzte hod’s a gem. Mei. Wannst du jemanden zammschlogst, dann is des a a Form von Selbstwirksamkeit. Du schlogst hoid wem’d Zähnd aus und fühlst dich in dem Moment stark, aber nachhaltig is des hoid ned. Und dia deaf nia oana zum Zähnd ausschlogn ausgehn, sunst bist irgendwann söiba dro.“
„Grauenhaft. Und die Polizei hat nur zugeschaut.“
„Na, die war in dem Jahr nur schon weg, dafia aba im nächstn ned. Da woans mit Hunderschaftn do. Am Bahnhof lag unglogn a Haufa Knüppel, Messa und Schlagring. Die hom ois ohne Hoa und in Springerstiefe gfuizd. Wenn da nur wer’z lang an Aschenbecher o’gschaugt hod, saß er scho im Manschaftswogn zur Abkühlung, oder im Sanka zum veraztn. Des woa so a Moment, wo i den Glauben an die Polizei wiedergwunna hob.“
„Da werden sie sich in Hanau mehr anstrengen müssen.“
„Ned nua duad. Wia ko des sein, dass neamd eps duad? Damois hob i mia denkt, des woa wega derra Schaufensterscheibn, ned wenga uns. Aba in Hanau, des warn doch a Gschäfte. Die zoin doch a Steuern.“
„Haben die Juden auch, und es hat sie nicht vor den Nazis geschützt.“
„I moan aba grad’ Polizei.“
„Unsere Polizei hat ein Rassismusproblem und leugnet es.“
„Moanst du damois a scho?“
„Vielleicht noch nicht so ausgeprägt. Aber da ist die Polizei auch nur ein Spiegel der Gesellschaft.“
„I glaub mei Fehler woa’z glaubm, des mia gwunna hom. Weil irgendwann san’s nimma kemma und’d Nibelungenhalle is a Geschichte“, sagte Lukas nachdenklich. „Aber der hoaßt nua, das de Nazis danach woandershin ganga san. In Luft aufglöst homs sie ned.“
„Und wir waren uns nicht sicher, ob uns Lutz und Günni nur auf den Arm nehmen wollten, bis wir dann selber mit Kerzen auf der Straße standen.“
„Des glangt nimma. Jetzt fordan nur scho wieda de ersten, dass mia mehr Befugnisse fiad Polizei und Justiz braucha. Aber des is glogn. Die hams damals in Passau a ned braucht. Vorbereitet warns und durchgegriffn homs. Mit Ansage, wia bei am Heimspiel.“
„Was wenn wir die bisher am ehesten Nazi-freie Generation waren? Wenn es nur schlimmer wird?“

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