24.01.20

„Ja glaubst du etwa ich weiß das nicht?“, sagte sie mit beleidigter Stimme, schluckte dann aber ihren Ärger hinunter. „Versetz dich einfach mal in meine Situation: wenn du etwas über jemanden erfährst, das dessen Leben zum Guten verändern würde.“
„Ach, jetzt ist auch noch mein Leben schlecht?“
„Nein, es ist … du schreibst von fast nichts anderem als deinen Freunden, den Kindern, deiner Mutter, Familie und der Frau, der du dein ganzes Leben lang nachläufst. Mit solchen Geschichten kenne ich mich aus.“
„Mein Leben ist doch keine Geschichte“, rief ich protestierend. Andererseits geht die Lektüre von Klatschmagazinen und Liebesromanen nicht spurlos an einem vorüber. Womöglich hat sie tatsächlich einen Tipp für mich, wenn ich ihr JEMALS VERZEIHEN KÖNNTE. Ich stand auf, zwängte mich an ihr vorbei und sperrte mich im Männerklo ein. Dann fiel mir Tina ein. Mist. Das durfte ich nicht so in der Schwebe lassen.

Bei unserer Brotzeitpause nach Mitternacht stellte ich Anita zur Rede. „Wenn du Ti… Schwester Tina Ärger wegen unserer Affäre damals machst, dann …“
„Das war keine Affäre.“
Die hatte vielleicht Nerven! Was bildete sich die dumme Kuh eigentlich ein?
„Ihr habt doch nur miteinander geflirtet, oder seid ihr … also ihr habt doch nicht … richtig zusammen wart ihr doch nicht.“
„Nicht, dass dich das was anginge, aber wir haben nicht … zusammen. Dings und so“, stammelte ich, genau wie sie! Herrgottnochmal! „Also bitte sieh sie deswegen nicht so an.“
„Das ist aus Respekt.“
„Aha, und wieso?“
Schwester Anita sah mich an und Tränen sammelten sich in ihren
Augen. „Weil ich wünschte, ich wäre früher selbst so stark gewesen, um …“ Sie verstummte, schniefte, winkte ab und lief aus dem Behandlungszimmer.
Scheint so, als hätte ich schon wieder ein großflächiges Fettnäpfchen gefunden, das mir jetzt am Fuß klebt und die Sicht auf die Bananenschalen in meinem Weg versperrt.

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