26. November 2019

Dass wir die Fahrt überhaupt auf uns nahmen, lag daran, dass im Circus eine damals noch recht unbekanntes Trio aus Seattle spielte, und wir hatten ja eine Schwäche für Trios gehabt, mit denen wir uns dann verglichen, selbst wenn wir inzwischen nur noch zu zweit waren.
Obwohl wir am Nachmittag aufgebrochen waren, wurde es schon dunkel, als wir an Pfarrkirchen vorbei fuhren. Der Dunkelheit zum Trotz waren wir uns dennoch ziemlich sicher, dass uns ein Auto folgte. Jedenfalls wollte es uns offensichtlich nicht überholen, obwohl der Trabi an jeder Steigung langsamer wurde, als sei die Straße nicht mit Teer, sondern frisch gekautem Kaugummi gepflastert. Beim Schalten klapperte es schon irgendwo leise, aber ich traute mich nicht Lukas darauf aufmerksam zu machen, weil er auch so angespannt genug wirkte. Wir waren uns ziemlich sicher, dass es der alte Speck war, oder jemand den er bequatscht hatte. Vielleicht sogar ein Privatdetektiv? Weil wohin könnten wir schon fahren, wenn nicht um heimlich Daniel zu treffen? Tja, da würden wir ihn enttäuschen müssen. Wie auch mit unserer Musikauswahl.
Wir waren Trabi hin, Trabi her, sogar zu früh dran und kriegten draußen noch den Soundcheck mit. Da spielten sie einen neuen Song, von dem wir irrtümlich annahmen, dass er es auf’s zweite Album schaffen würde: „Kiss Kiss, Molly’s Lips“. Wo war der dann eigentlich noch mal drauf? Das Konzert war ok gewesen, vor allem laut, und der Mauerfall fast schon wieder vergessen. Es passierte gerade viel zu viel gleichzeitig, dass wir es höchstens mit einem Schulterzucken kommentiert hätten, wenn uns ein Ufo auf dem Parkplatz begegnet wäre. Dort war aber inzwischen nicht einmal mehr Monika eine Attraktion. Die Trabis und Wartburgs fuhren hier inzwischen so regelmäßig herum, dass sich die Einheimischen längst daran gewöhnt hatten. Nur für die Mofas war wahrscheinlich der Sprit immer öfter mal knapp geworden.
Wir diskutierten dann draußen, was wir immer hinterher diskutierten, nämlich wie wir im Trio-Vergleich dastünden.
„Da, da, da?“
„Red koa Russisch mit mia, des versteh i ned.“
„Ha, ha, ha.“
„Scho bessa.“
„Natürlich kein Vergleich zu Rush, aber sonst ganz ok. Hätten wir hinkriegen können.“
„Ob i den Bass a so diaf spuin soid wia der, was moanst?“
„Das macht der mit Absicht, glaube ich. Weil er so ein langer Lulatsch ist. Oder er weiß nicht, wie man den Gurt kürzer macht, was weiß ich.“ Ich räusperte mich, weil mich etwas in der Kehle kratzte, und Lukas klopfte mir auf den Rücken. „Vielleicht sollten sie sich einen anderen Schlagzeuger suchen.“
„I fand den guad.“
„Ok, ja, und besser als ich, aber halt nicht gut.“
„Dafia spuid Delle aba fui besser Gitarre.“
Ich nickte.

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