Sitze wieder im Zug. Wollte nicht am Wochenende wieder im überfüllten Abteil stecken. Ist natürlich trotzdem voll. Verdammt.
Endlich zu Hause! Was für ein Trip. Zum Glück habe ich mir Notizen machen können (und wenn es da nicht stünde, würde ich die Hälfte inzwischen für gelogen halten). Als Lukas wissen wollte, was ich da ständig in mein Büchlein schreibe, sagte ich ihm, dass ich nichts vergessen wollte, wenn mir etwas einfiel, und dass ich an Texten schreiben würde.
„Ah, wie Neil, mei des is super.“
Ehrlich gesagt hatte es auch damit zu tun, dass ich jeden Tag lange vor den beiden aufwachte. So viel zum Biorhythmus. In der Zeit wo ich wach lag habe ich ein Gedächtnisprotokoll gemacht, und da mir oft noch Zeit blieb, bin ich sogar in Vilshofen spazieren gegangen. Das erinnerte mich sehr an früher, nur dass wir damals die Nächte durchgemacht haben und müde waren. Diesmal war ich dort mit meinem nüchternen, ausgeschlafenen Kopf, bereit für die Frühschicht. Dabei überlagerten sich Vergangenheit und Gegenwart in einer Klarheit, die mich zum ersten Mal ahnen ließ, was Lukas dort hielt. Obwohl er schnarchend zu Hause lag.
Aber der Reihe nach, weil bevor ich es dann gleich vergesse: Mich erwarteten zwei Geschenke zu Hause. Das von Mama lag schon auf dem Tisch, eine „Birdy“ DVD. Großartig. Gucke ich später. Das andere hat mein Nachbar für mich angenommen und vorhin rüber gebracht, als er hörte, dass ich wieder da bin. Wäre nicht eine Karte von den Fischers dabei gelegen, hätte ich angenommen, dass es von ihm selbst ist. Darin war ein Wecker, der eigentlich eine Lampe ist? Ich hab’s noch nicht ganz verstanden, aber das scheint wohl zu funktionieren, wenn man mit der Sonne aufzustehen versucht, wie ich neuerdings. Und wenn die Sonne im Winter erst später aufgeht (oder halt gar nicht), kann man sie mit dem Ding simulieren, oder so. Ich werd mich dafür bedanken. Und bei Daniel auch, weil ich hab den Verdacht, dass sie den Tipp von ihm bekommen haben.
Dreiundzwanzigster Dezember
In Plattling stand der Zug tatsächlich wieder ein bisschen, und ich merkte wie meine Anspannung stieg. Es sah dort unverändert aus. Viel zu erkennen war auch auf der Strecke dahinter nicht, und vielleicht bildete ich mir sogar das eine oder andere nur ein. Halt in Osterhofen. Vergesse ich immer noch jedesmal. Dann die beleuchteten Türme vom Pleintinger Ölkraftwerk, das inzwischen stillgelegt ist, aber heute rührte mich etwas an dem Anblick beinahe zu Tränen. Weil ich es vergessen hatte. Die Vertrautheit war überwältigend. „Jetzt seh ich schon das Kraftwerk“, schoss es mir durch den Kopf.