09. Oktober 2019 – Nachtschicht

„Das wirst du besser beurteilen können als ich.“
„Allerdings“, blaffte ich.
Rothe seufzte. „Nadine hat versucht mich zum Bleiben zu überreden.“
„Was spricht denn dagegen? Für ein paar Tage, oder – -“
Er winkte ab und schüttelte den Kopf. „Nein. Wir müssen weiter.“ „Aber wieso denn?“
„Die ganzen Uniformierten machen mich nervös. Schon der Polizist in Österreich, die andere Uniform… dann hier im Westen gleich wieder andere, und so viele verschiedene – nimm’s mir nicht übel, aber seit der Zwangsumsiedlung ist das ein wunder Punkt.“
„Kein Wunder, nur – -“
Er packte meine Hand mit beiden Händen und schüttelte sie. „Ich bin froh, dass du das verstehst. Erklär das Daniel wenn wir schon weg sind.“ Dann trank er seine Flasche aus, schnappte sich meine geleerte ebenfalls und drehte sich im Weggehen noch einmal um. „Gute Nacht. Und schau, dass du auch ein bisschen Ruhe bekommst. Du siehst aus, als könntest du sie brauchen.“
Da hatte er Recht. Ich nickte nur und fand keine Worte mehr. Ich musste Daniel irgendwie Bescheid geben, ihn irgendwie erreichen. Sofort. Verdammt.
Mir fiel damals natürlich nichts besseres ein, als erstmal Lukas zu suchen.

Schicht ist zu Ende. Bei der Übergabe haben sie es auch schon alle gewusst, die gleichen bleichen Gesichter, wie bei mir und Schwester Anita. Uns fehlen die Worte. Wieder einmal.

© Jens Prausnitz 2022

Schreibe einen Kommentar

Schön, dass Sie kommentieren wollen, herzlich Willkommen! Vorher müssen Sie allerdings noch der Datenschutzerklärung zustimmen, sonst geht da nix. Danach speichert die Webseite Ihren Namen (muss gar nicht der sein, der in Ihrem Ausweis steht), Ihre E-Mail Adresse (egal ob echt oder erfunden), sowie Ihre IP-Adresse (egal ob echt oder verschleiert - ich hab keine Ahnung, ob Sie von Zuhause oder aus einem Internet-Café schreiben). Anders ist es mir nicht möglich zu gewährleisten, dass Sie hier kommentieren können, worüber ich mich sehr freue - denn es ist sehr frustrierend mit den mich sonst erreichenden, meist verwirrenden bis sinnfreien Werbebotschaften allein gelassen zu werden. Vielen Dank dafür, dass Sie da sind!

Noch ein kleiner Hinweis: Kommentieren Sie zum ersten Mal, erscheint Ihr Kommentar erst nach einer Prüfung des Inhalts, einzig um Spam von der Seite fern zu halten, in der Regel dauert das nicht länger als 24 Stunden - dabei handelt es sich nicht um Zensur, sondern um das limitierte Zeitfenster der berufstätigen Person hinter diesem Blog, die Ihnen den ganzen Krempel gratis zur Verfügung stellt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, und auf zur Checkbox.