Clara und Dennis haben bestimmt nichts dagegen, denn das wäre ja fast mal so, als wäre Oma zu Besuch – eine Erfahrung, die sie aus verständlichen Gründen bisher nie machen konnten. Nadja ließe sich wohl auch überzeugen, aber Daniel… die beiden kennen sich schließlich mehr als gut von früher. Diese Vertrautheit würde man ihnen auch ansehen. Das war kein Start bei Null.
Aber ohne Begleitung halte ich es dort nicht aus und heule mich in den Schlaf. Jede Frau in meinem Bett vergleiche ich unweigerlich mit ihr. Und wenn ich jemand anderen mitbringe? Vielleicht spekulieren sie sogar genau darauf. Oder schlimmer, wenn nicht, dann werden sie versuchen mich mit wem zu verkuppeln! Ach du scheiße, es wird einfach immer schlimmer, je mehr ich darüber nachdenke.
Ob ich Birgit – – Nein. Nein! Auf keinen Fall. Die Ähnlichkeit würden allen ins Auge springen. Wie sollte ich mich da denn bitteschön rausreden? „Ach, jetzt wo du es sagst. Ja, tatsächlich, man könnte euch für Zwill… für Geschwister halten!“ Uff.
Aber wen könnte ich dann fragen, Heßler? Der würde wegen der Kinder nicht mit wollen. Die erinnern ihn zu sehr an den Job. Himmel, seine Bude hat kaum Fenster, vor lauter Büchern. Der ist glücklicher, je weniger Menschen er um sich herum hat, und da soll ich ihn… nein. Die älteren Kolleginnen sind alle verheiratet, und die Jüngeren alle chronisch auf der Suche nach dem Einen, und da müsste ich sensible Vorarbeit leisten, damit die Frage nicht so aus dem Nichts käme.
Bleibt eigentlich nur Lukas. Das wäre zwar praktisch, aber das kann ich wiederum Lukas nicht antun. „Du, komm, lass uns Weihnachten gemeinsam in Berlin verbringen. Zusammen mit Daniel und Nadja. Ach ja, und mit ihren Kindern, die wir irgendwie siebzehn Jahre lang dir gegenüber vergessen haben überhaupt mal zu erwähnen.“
Doch, Moment mal! Andersrum muss ich es machen! Nicht mit Lukas nach Berlin, sondern ich muss zu Lukas anstatt nach Berlin. Aber dann muss ich ja nach Vilshofen. Nun gut, dass ist eine Kröte, die ich schlucken kann. Warum auch nicht? Ich häng da doch jetzt gedanklich schon seit Wochen rum. Dann kann ich auch ganz hinfahren. Lukas wird begeistert sein. Ja, das ist es!