Was lange gärt…

… verwandelt sich. So war es auch mit dieser Geschichte von vier Jugendlichen, deren Leben sich 1989 im Flüchtlingslager in Vilshofen kreuzten. Es fing mit einer Zeile in einem anderen Drehbuch an, wo ein Trabi durch’s Bild fuhr, was dann folgte war viel Recherche und ein paar Interviews. Danach gab es kein zurück mehr, und zwei Anläufe aus dem Drehbuch einen Film zu machen scheiterten. Das und mehr ist hier im Blog ausführlich dokumentiert, also wieso gibt es jetzt einen neuen Eintrag?

Weil aus dem Drehbuch ein Roman geworden ist. WUNSCHKINDER heißt er, und dessen vorletzte Fassung kann man ab Ende Dezember 2022 hier lesen, kommentieren oder auch Fragen stellen, die ich dann gerne beantworte. Die final überarbeitete und korrigierte Fassung erscheint dann voraussichtlich um Ostern 2023 herum, und das werde ich hier natürlich wieder frisch verlinken.

Was in der Zwischenzeit passiert ist? Die Geschichte hat mich ein weiteres Mal heimgesucht, wie so ein Bösewicht in einem schlechten Film, der fern jeder Glaubwürdigkeit noch einmal aufsteht. Man weiß längst, dass es passiert, erschrickt dann aber trotzdem: “Du schon wieder?” Ich hatte alle Handlungsstränge und Ideen, die ich aus dem Spielfilmdrehbuch schmeißen musste wieder mit aufgenommen und eine Serie daraus entwickelt, die das ganze Jahr 1989 erzählt. Denn so lohnenswert die dramaturgische Überarbeitung und versuchte Reduzierung auch gewesen war, der Charme des ursprünglichen Drehbuchs war nur noch in Spuren darin enthalten, die Geschichte wollte einfach mehr Platz haben, um sich entfalten zu können. Sie als Serie zu adaptieren brachte also wieder Leben in die Bude. Sechs knapp unter einer Stunde langen Folgen entstanden an meiner Pinnwand, von Silvester zu Silvester, ohne zeitsparende Montagen, sondern szenisch aufgelöst, zum mitleiden, mitlachen, mitgehen.

Das lief richtig gut, und ich war drauf und dran einen Pitch für Netflix vorzubereiten. Um meine Chancen zur Erhöhen, wollte ich davor noch einen selbst geschriebenen und inszenierten Spielfilm im Gepäck haben, so klein, dass ich ihn auch selbst umsetzen könnte. An die WARTBURG Idee dachte ich dabei nicht, weil sie mir thematisch zu nah war, aber die Größenordnung stimmte. Außerdem kam es noch besser, denn ich hatte eine brandaktuelle neue Idee, die genau meinen Anforderungen entsprach, und machte mich an die Arbeit. Das war im Sommer 2018, und es lief wie am Schnürchen, bis da auf einmal das Wort “Waldbrand” vor mir auf dem Papier stand. Das war nicht mehr billig. Oder ich müsste mindestens auf einen echten Waldbrand warten. Oder selbst legen. Beides war eher nicht so meins, also verwarf ich entsprechende Zündhölz.. – Gedanken! Ich verwarf Gedanken. Hinzu kam obendrein, dass ich auf Seite 100 angekommen gerade einmal die halbe Geschichte davor erzählt hatte. Anders ausgedrückt war ich dabei keinen Spielfilm, sondern einen TV-Zweiteiler zu schreiben. Verdammt und zugenäht. Sollte ich den jetzt auch wieder zusammen streichen? Dann hätte ich ja gar nichts aus dem Debakel um dieses Projekt gelernt. Also legte ich das Projekt schnell in eine Schublade, um irgendwann später einmal darauf zurück zu kommen, und da ich schon dabei war, die Serienfassung der Generation 89 gleich mit.

Und das war das.

Dachte ich. Denn einen Spätsommer später klopften die vier Protagonisten wieder an meine Tür: “Erzähl’ es doch aus einer anderen Perspektive”, sagten sie, und ich guckte beleidigt zur Seite. Und wie das eben so geht, wenn man woanders hinguckt, wird aus dem kleinen Brand hinter einem ein ausgewachsenes Feuer. Dann war es zu spät, mein erzählerisches Interesse neu entfacht, ich bereitete mich darauf vor, und Anfang 2020 an die Arbeit. Diesmal würde mir nichts dazwischenfunken können und meine Pläne durchkreuzen, diesmal nicht!

Nun ja. Erinnern Sie sich noch an die klitzekleine Pandemie, die überhaupt nicht in meinem Plot für 2020 vorgesehen war, höchstens als Randbemerkung taugte… aber dazu komme ich dann zu gegebener Zeit. Hindernisse braucht schließlich jede Geschichte, also nahm ich die Herausforderung an. Widerwillig, schimpfend, und mein Vokabular nicht jugendfrei erweiternd.

So wurde durch die Zugabe einiger neuer Zutaten aus anderer Perspektive eine Geschichte in einem anderen Medium: kein Film aus einem Drehbuch, sondern ein Roman, aus dem später wieder einer Verfilmung werden kann, dann aber zwingend als (abgeschlossene) Serie. Oder wie man es auch nennen könnte: Kreislaufwirtschaft. Und gleichzeitig schlecht für den Kreislauf. Also des Autoren. Der entscheidende Unterschied diesmal war, zum ersten Mal allein alle Fäden in der Hand zu halten. Nun, nicht ganz allein, aber auch dazu an geeigneter Stelle mehr.

An WUNSCHKINDER habe ich von Januar 2020 bis Juni 2022 geschrieben, wobei das nur die halbe Wahrheit ist, denn die Geschichte ist zu lang für ein Buch geworden, also habe ich kurzerhand zwei daraus gemacht. Aber auch das zweite, ERDENKINDER wird noch 2023 erscheinen, aber erst einmal der Reihe nach. Für eine erste Leseprobe bzw. eine Anleitung dazu, genügt (ab 24.12) ein Klick oben in die Menüleiste, die den Titel des Romans trägt. Schauen Sie doch einfach mal rein und machen Sie sich selbst ein Bild. Viel Spaß dabei, und schön, dass Sie wieder vorbei geschaut haben!

(Das Beitragsbild ist von der Web-App craiyon.com mit dem Satz “a book grows on a tree” generiert worden.)

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