„Keine Ahnung. Wahrscheinlich gebe ich weiter Führungen im Großplanetarium. Aber ich glaube ich brauch noch was anderes.“
„Daniel?“, warf ich fragend ein.
Sie seufzte und beließ es dabei. „Danke Johann. Auch wenn es weh tut, es ist gut zu wissen, dass Nadine nicht mehr da ist.“
Jetzt nickte ich und sagte nichts mehr. Aber sie hatte ja recht, nur wahrhaben wollte ich es nicht. Damals wie heute. Wobei sich das mit dem heute erst noch herausstellen wird. Es könnte sein, dass ich jetzt so weit bin.
Als ihr Zug kam, nahm ich sie in den Arm und wir drückten einander. Dann war sie weg, der Zug wurde kleiner und ich musste mich setzen. So leer und verlassen habe ich mich nie wieder gefühlt.
Mit einer Ausnahme vielleicht, aber diesmal bildete ich mir nicht die Hälfte ein. Sondern vielleicht nur noch ein Drittel? Es tat trotzdem weh.
Und ich konnte mit niemandem darüber reden, nicht mit meiner Mutter, nicht mit Lukas. Ganz zu schweigen von Daniel. Gut, theoretisch waren Daniel und Nadine ja nie wirklich verheiratet gewesen. Also nur auf einem Papier, aber nur aufgrund einer Lüge mit einem Körnchen Wahrheit. Darauf sind Daniel und Nadja als Fischers verheiratet, und älter gemacht haben sich beide auch noch. Eine arrangierte Ehe von zwei Minderjährigen, nur das in diesem seltenen Fall deren Eltern gar nichts damit zu tun hatten. Ganz schön armselig, dass ich mich darauf rauszureden versuche. Außerdem war da noch Lukas’ irre Flusshochzeit gewesen, und die wog ohnehin schwerer.
Nein, ich muss der bekackten Tatsache ins Auge sehen, dass ich mit der Frau meines besten Freundes geschlafen habe, verdammt, und das Wissen darum werde ich mit ins Grab nehmen.
Aber war denn daran alles schlecht? Ich meine, die beiden lebten gerade getrennt, und hat sie das nicht vielleicht sogar wieder zusammen gebracht? Wäre sie nicht nach Darmstadt gefahren und zu der Erkenntnis gekommen, dass sie dort gar nicht hin will, dann – gut, dazu hätte es mich nicht gebraucht. Sie hat sich ausgeheult, sicher, das wird noch nicht ihre Beziehung gerettet haben. Trotzdem mag ich die Vorstellung, dass ich ihnen ein zweites Mal zueinander verholfen habe, wozu sind denn Freunde da?
Was bin ich für ein lausiger Lügner. Ich glaub mir ja nicht mal selber! Sogar Lukas wäre glaubwürdiger. Daniel, dieses eine Mal habe ich dir weh getan, ohne dass du davon weißt. Aber spielt das überhaupt noch eine Rolle, nach so vielen Jahren? Wenn ich es jetzt vergessen kann, dann musst du es vielleicht auch nicht mehr erfahren?