24. September 2019 – Nachtschicht

Ein Universalgelehrter, beinahe wie da Vinci, nur dass er halt nicht so gut malen kann. Aber zum Anstreichen würde es reichen. Dafür hat Rolf bei der Anatomie die Nase vorn, und ich würde mich lieber von ihm operieren lassen, als von Leonardo. Er lässt es halt ruhiger angehen.

Ich kenne keinen anderen Menschen, der so ausgeglichen ist, in sich ruhend, und glücklich, wie Heßler. So in etwa stelle ich mir den Dalai Lama vor, wenn der eine Vorliebe für Dosenbier hätte. Darauf angesprochen lachte Rolf nur, und bot mir eins an, was ich gerne annahm. Er ist fasziniert von dem, was ich ihm so erzähle, über meine Ansichten, mein Leben. Wie ich das so lange überlebt hätte, fragt er mich immer wieder, und ich will von ihm eigentlich das Gleiche wissen. Vielleicht ist es das, was uns verbindet. Schwester Anita meinte nur lapidar: „Na, da haben sich wohl die richtigen gefunden!“ Und damit hat sie bis heute recht behalten.

Auf der Suche nach Nadine haben sich dann Daniel und Lukas gegenseitig über den Haufen gelaufen. Ich kann es mir lebhaft vorstellen, wie sie beide aneinander vorbei reden, weil sie dem anderen nur so halb zuhören, und die wesentlichen Informationen jeweils erst mit einiger Verzögerung verarbeitet werden.
„Wer ist Monika?“
„Oh mei, die hob i ja ganz vergess’n!“
Den Weg zurück Richtung Gemeindehaus faselte Lukas von seiner Eroberung, ihren schnuckligen Kurven, dass sie ein wenig streng rieche und nicht die schnellste sei, aber endlich ginge mal was. Daniel grübelte derweil wie lang er sie schon kannte, und dann stand ihnen ein Trabi im Weg, und die Angebetete war natürlich schon wieder weg.
„Und? Wos sogst?“
„Wie? Wozu denn?“
„Na Monika!“ Lukas breitete seine Arme begeistert vor dem Trabi aus.
„Ha ha, unsichtbar oder wie jetzt? Das…“
Der Groschen fiel. In Zeitlupe.
„Du hast ein Auto gekauft?“
Lukas nickte begeistert und zog die Autoschlüssel aus der Hosentasche. „Des is mei vorzogns Geburtstagsgschenk. Woin ma a Rundn drahn?“
„Wie denn?“ Der Parkplatz hatte sich in ein einziges Durcheinander verwandelt, mit dem kleinen evangelischen Gemeindebus im Zentrum.
Jetzt suchten sie den Pfarrer Köckhuber, also Lukas eher als Daniel, der noch nicht wusste, wie er ihm verklickern sollte, dass er lieber hier bleiben würde um dieses Mädchen zu finden. Seine Meinung änderte sich jedoch schlagartig, als er sie ins Gespräch mit dem Pfarrer und einen Pullover verstrickt fand, der ihr eine Nummer zu groß war.
„Im Kloster Schweiklberg findest du bestimmt noch was passendes. Wir fahren gleich wieder eine Gruppe rauf“, erklärte der Pfarrer und deutete zum Gemeindebus.
Noch ehe Lukas etwas sagen konnte, preschte Daniel vor: „Du kannst gerne schon mit uns rauf fahren.“
Alle sahen sie Daniel verdutzt an.
„Was denn?“

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