Ich schüttelte den Kopf. „Das war vor ‘Game of Thrones’, also selbst noch dem ersten Buch. Da hat George noch für ‘Die Schöne und das Biest’ geschrieben.“
„Den Disney Film?“
„Nein, die Serie? Jetzt guckt nicht so. Die war gar nicht mal so übel.“
„Das gab’s auch als Serie?“
Um ehrlich zu sein, hatte ich einen Crush auf Linda Hamilton gehabt, wie sie da über die Straße lief und verträumt wissend auf die U-Bahn Gitter guckte. Aber sie starb dann in der Serie, und damit war auch mein Interesse weiter dabei zu zu gucken wie Ron Perlman auf dem U-Bahn-Dach schwarz herumfuhr dahin. Immerhin nahm er die Öfis, das war schon ziemlich fortschrittlich, nach den ganzen autolastigen Serien der 80er.
Ob ihr Ausstieg vielleicht mit den Dreharbeiten zu ‘Terminator 2’ zusammen hing? Da mochte ich sie ja nicht mehr so sehr, weil diese auf hart getrimmte Kälte sprach mich überhaupt nicht an. Das alleinerziehende Mütter auch anders drauf waren, wusste ich aus eigener Erfahrung, auch wenn wir zu der Zeit in Aachen schon getrennt voneinander wohnten.
Wenn ich wenigstens gewusst hätte, dass Linda Hamilton eine Zwillingsschwester hat, dann hätte ich mir da was zurecht biegen können. Und warum hat dann eigentlich nicht Leslie, die Zwillingsschwester ihren Part in der Serie übernommen? Das hätte doch klappen können. Oder ich müsste einfach jemanden finden, der mich so verträumt anguckt, dass selbst ein Gullydeckel weich würde.
Das Essen war total lecker geworden, obwohl sich Clara über den zu pampigen Reis beschwert hat, der in den Aufgabenbereich von Dennis gehörte. Der meinte das lag nur daran, dass wir das Rush-Video geguckt haben, anstatt auf den Reis zu achten und so weiter und so fort. Meinem Gaumen war das für den Moment sowas von egal, nachdem ich ihn auf Rügen zu Gunsten der Schreiberei ziemlich vernachlässigt hatte.
Dann lenkten die beiden das Gespräch wieder auf die Blondine in meinen Träumen. Oder rügten mich dafür, ich bin mir nicht sicher.
„Du solltest neue Details in deine Träume einbauen, nicht dort wirklich Schokolade und Zigaretten verstecken!“, schimpfte Dennis.
„Also ich find das sogar besser“, sagte Clara lachend.
„Es war ja diesmal auch kein Albtraum“, verteidigte ich mich halbherzig. Oder hatte ich da was falsch verstanden?
„Dann könnte er die doch in den Schulträumen einbauen?“, schlug Clara vor.
„Schokolade und Zigaretten?“
„Nein, die blonde Frau. Dass sie dir zu Hilfe kommt, wenn du nicht weiter weißt.“
„Ah, ok. Ich versuch dran zu denken.“
„Ruf nach ihr.“
„Aber nicht mit dem Telefon, sondern als wär sie in der Nähe“, ergänzte Dennis, der immer noch damit haderte, dass Elektronik in seinen Träumen nicht funktionierte.
Dabei steh ich so gar nicht auf blond. Schokolade und Kippen, ja klar, aber blond? Habe ich doch schon ausprobiert. Hat nicht funktioniert. Aber wahrscheinlich lag das gar nicht an der Haarfarbe. Ehrlich gesagt ist es mir auch egal, was mich am Ende von den Albträumen befreit, mir ist alles recht. Und im Dunkeln ist mir egal wessen Hand ich halten kann.
© Jens Prausnitz 2022