„Daniel!“
„…“
„Wieso warst du heute wieder nicht in der Schule?“
„Ich…“, stammelte Daniel.
„Der Direktor rief an.“
„Er ist nur der stellv – -“ Klatsch! So schnell konnte man gar nicht gucken. Die Geschwindigkeit, mit der der ranzige Speck Daniel eine wischte, musste etwas damit zu tun haben, dass er täglich mit Spannung und Starkstrom zu tun hatte. Das färbte wohl ab.
„Wie siehst du überhaupt aus?“ Der alte Speck starrte auf Daniel’s bekleckerte Kleidung und die verfärbte Hand. „Wenn Mutter das…“ Sein Blick fiel auf Nadine, die ihre gleichsam gefärbte Hand hinter ihrem Rücken versteckte. „Ach so ist das.“
„So ist was?“ Wollte Nadine’s Vater wissen, der zwischen die beiden trat. „Rothe“, sagte er, und streckte ihm die Hand hin. Diese steife Vorstellung mit Nachnamen und der ausgestreckten Hand passte irgendwie so überhaupt nicht hierher, oder doch auf eine Art und Weise, die ich einfach nur nicht verstand. Der Speck passte ja noch viel weniger her.
„Genügt es nicht, dass wir euch hier aufnehmen und versorgen? Müsst ihr uns auch noch unsere Kinder verderben?“
„Bitte was? Ich kann nicht ganz folgen.“ Anton Rothe lächelte höflich. „Mit wem habe ich die Ehre?“
Das machte den Speck auch nicht fett. „Das geht sie einen feuchten Kehricht an. Wegen ihrem Fräulein Tochter hat mein Sohn den Unterricht versäumt.“
„Papa, das stimmt so nicht, ich – -“
„Unterbrich mich gefälligst nicht, wenn ich rede!“ Und er semmelte Daniel erneut ansatzlos eine Ohrfeige an die Backe, aber dieses Mal so heftig, dass er taumelte, und sich Herr Rothe jetzt instinktiv ganz vor ihn stellte, und Nadine sich zu ihrer Mutter.
„Das genügt jetzt, glaube ich“, sagte er. Das Lächeln war weggewischt.
„Was fällt ihnen denn ein? Gehen sie mir aus dem Weg!“
„Ich glaube, ich hab schon genug gehört.“
„Ach ja? Das glaube ich nicht. Sie hören mir jetzt mal zu. Kaum einen Tag hier, aber schon große Töne spucken. Ich sag ihnen, wie hier der Hase läuft. Niemand hat euch eingeladen. Schlimm genug, das wir euch noch durchfüttern dürfen, während ihr euch auf unsere Kosten bespaßen lasst – -“
„Das Konzert ist kostenlos“, warf ich ein.
„Ach ja? Und woher weißt du das?“
„Weil ich hier arbeite. Ehrenamtlich.“
„Ein Schulschwänzer bist du. Das ist es, was du bist, ein Schulschwänzer und ein Versager, genau wie mein Junge und dieser andere Nichtsnutz.“ Wie auf Kommando trat Lukas aus dem Zelt.
„Oh mei…“