„Ich bin der Lutz, und das ist Günni.“
„Hi.“
„Lukas.“
„Johann.“
Dann gaben wir ihnen schnell Feuer, weil uns schon wieder der Gesprächsstoff ausgegangen war.
„Schmeckt’s?“, fragte Günni, und deutete auf die Grilletta.
„Des Fleischpflanzerl is a bissl trocken, aber des geht scho.“ „Fleisch-Pflanze? So heißt das bei euch?“
„Bayrisches Oxymoron“, sagte ich und Lukas schmatzte bestätigend.
„Des kimmt vom Rindviech. Weil des nur Gras frisst.“
„Was bringt euch denn nach Berlin?“
Dann erzählten wir ihnen vom Flüchtlingslager bei uns und von Daniel, wie er mit Nadine durchgebrannt ist, und dass die beiden jetzt im Westen ein neues Leben angefangen hatten. Sie hörten uns erstaunlich unbeeindruckt zu.
„Aber wieso sucht ihr ihn dann in Berlin?“
„Wir rechnen nicht wirklich damit sie hier zu finden, aber irgendwie trifft sich ja gerade die halbe Welt hier…“
„Na ja, wir sind auch nicht aus Berlin.“
„Gera“, sagte Lutz.
„Ist mir echt peinlich, aber ich weiß nicht mal wo das ist.“
„Ich weiß auch nicht wo dieses – -“
„Vilshofen.“
„Wo Vilshofen ist. Außer halt in Bayern.“ Günni zuckte mit den Schultern. „Gera ist in Thüringen.“
Ich guckte betreten zu Boden.
Lutz seufzte. „Links von Sachsen?“
„Duad uns leid, mia hom bei uns nix über’d DDR glernt.“
„Wir bei uns auch nicht viel über euch. Also nicht in der Schule. Aber wir hatten West-Fernsehen.“
„Mia den ORF“, sagte Lukas entschuldigend.
Wir schwiegen wieder, und die DDR löste sich vor unseren Augen in Rauch auf, in blauen Dunst. Minütlich war sie weniger greifbar, als beim Kirchentag. Die Mauer musste etwas konservierendes an sich gehabt haben. Mindestens haltbar bis 1990. Von der Wiedervereinigung wollten wir alle vier nichts wissen, und das besiegelten wir bei einem Bier. Also sprichwörtlich bei einem, das wir herum gehen ließen. Außerdem müsse Lukas ja noch fahren, und dann wollten sie natürlich unbedingt Monika sehen, also zeigte er sie ihnen voller Stolz, seinen Ring am Finger und als Motiv auf der Motorhaube.