„Ach die. Nein, die sind… das ist kompliziert. Eine lange Geschichte.“
„Eine Fluchtgeschichte, nehme ich an?“
Ich war so dankbar für diese Formulierung und lächelte erleichtert.
„Könnte man so sagen, ja.“
„Und sie ist gut ausgegangen, die Flucht.“ Da waren sie wieder, diese unglaublichen Grübchen! „Wir beide haben es bis hierher geschafft. Ist ja eigentlich egal woher.“
„Na ja, ich bin nur aus der Nebenstraße rübergelaufen, das zählt wohl kaum“, seufzte ich. Aber mit dem anderen hatte sie Recht.
„Das kann genauso weit weg oder nah sein, wie mir jetzt die DDR. Oder der Mond.“
„Und wohin soll es dann für euch als Nächstes gehen?“
„Keine Ahnung. So weit haben wir gar nicht gedacht. Wir wussten ja nicht einmal, ob wir es wirklich rüber schaffen.“
„Aber was würdest du denn gerne machen?“
„Oho, du bist ja ganz schön neugierig.“
„Na ja, Fixsterngerede beiseite, du kommst mir nicht wie jemand vor, der gerne Zuhause sitzt.“
Doris sah mich überrascht an, und ich ein wenig betreten zu Boden.
„Ich bin ja auch lieber hier, als in der Schule, wo ich jetzt eigentlich wieder sitzen müsste. Seit gestern schon.“
„Da würde ich gerne stehen, anstatt Kuchenbleche und Formen zu schleppen.“
„Wo, in meiner Schule?“ Ich sah sie verständnislos an. „Wieso das denn?“
„Weil ich als Lehrerin gearbeitet habe. Ich vermisse es Kinder zu unterrichten.“
„Du … bist Lehrerin?“
Doris nickte. „Grundschule.“
Wir kamen im Gemeindehaus an und stapelten den Krempel so gut es ging auf einem Tisch, wo die Spender sich ihre Formen und Bleche wieder abholen konnten. Der Lärm brachte uns kurz zum Schweigen, und ich dachte zum ersten Mal seit Ewigkeiten an meine Grundschullehrerin, Frau Farré. War ich nicht auch in sie ein wenig verknallt gewesen, ohne zu begreifen, was das für ein Gefühl ist? Ich konnte sofort verstehen, das Kinder ganz vernarrt in Doris gewesen sein mussten. Wir gingen nach draußen auf die Wiese.