07. Oktober 2019 – Nachtschicht

Ich zuckte mit den Schultern. „Manchmal weiß ich nicht, ob sie zu mir, oder zu meiner Mutter kommen.“
„War das die Frau, die gestern bei der Essensausgabe mit dir gesprochen hat?“
Jetzt zuckte ich zusammen.
„Die mit den kurzen braunen Haaren?“
„Ja.“ Ich schluckte. Und wurde bestimmt rot. Warum war es mir peinlich, dass Doris meine Mutter gesehen hat? Hätte ich sie etwa einander vorstellen sollen? Nee. Oder vielleicht doch?
„Wie heißt sie denn?“
„Wer, Mama? Mayr, genau wie ich. Das ist ihr Mädchenname, denn – -“
„Ja, ich meinte mit Vornamen“, lachte Doris.
„Ach, Helene.“
„Ein schöner Name. Steht ihr gut“, stellte sie fest.
„Dir auch. Also nicht Helene, sondern Doris passt gut“, sagte ich
etwas unbeholfen herumeiernd. Flirtete ich etwa schon wieder mit ihr? Oh ja.
Doris lachte erneut und ich konnte einfach nicht genug davon bekommen, genauso wenig wie von den Grübchen, die sich dabei zeigten. Ihr Lachen war unwiderstehlich. Wer wäre da nicht freiwillig zu ihr für eine Zugabe zurückgekehrt? Doris’ Lachen war so losgelöst von allem, schwerelos im Kosmos, eine Sonne, in deren Licht es nur Nacht werden konnte, wenn man sich von ihr abwendete. Ich wärmte mich an diesem Licht, während ich auf das Auftauchen des Mondes, ihrer Tochter wartete.

Schwester Anita hat mir einen zweite Tasse von dem Gebräu eingeschenkt, liest lächelnd in ihrem neuen Buch und wirft mir manchmal Blicke zu, ob ich denn auch meinen Tee trinke. Ob sie mir was reingetan hat? Quatsch. Ich tue einfach so, als schriebe ich weiter, indem ich, äh, tatsächlich weiter schreibe. Oh Mann.

Doris bot mir jedenfalls an mir dabei zu helfen gespülte Kuchenformen zum Gemeindehaus zu tragen, weil es ihr zu blöd wurde nur den ganzen Tag herum zu sitzen und auf Mann und Tochter zu warten. Vollbeladen mit klappernden Blechen in den Armen schepperten wir steif wie Ritter in ihrer Rüstung an der evangelischen Kirche vorbei.
„Spielst du Tennis?“, wollte Doris wissen.
„Ich? Nein, Schlagzeug. Wieso?“
„Wegen der Schweißbänder.“

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