Q.E.D.

Wir schreiben Dienstag, den 11. September 2012. Genau heute vor 23 Jahren öffnete sich die Grenze für die DDR-Flüchtlinge. Für den Film darüber bleiben beim bayrischen Rundfunk heute die Türen weiter verschlossen. Man ist beim BR weder auf mein Gesprächsangebot noch mein Gratis-Drehbuch eingegangen. Dem geschenkten Gaul wird also gar nicht erst ins Maul geschaut, sondern man dreht ihm gleich den Rücken zu und gibt vor, sein Wiehern nicht zu hören.

Turngerät
Turngerät

Deshalb spiele ich lieber die Rolle des guten Verlierers, und interpretiere das Bild vom “geschenkten Gaul” um, zu einem Turngerät, an dem man sich abarbeiten kann. Offensichtlich ist man beim BR außer Form, gestresst, überarbeitet. Ich habe zu viel über mich und meinen Film nachgedacht, und zu wenig an das dialogwillige Personal auf der anderen Seite, in den Redaktionen (und bei der Pressestelle, die ebenfalls nicht dazu kommt zu antworten, obwohl das doch ihre Kernkompetenz darstellt – ich bin erschüttert). Daher möchte ich Vorschlagen, mit einem Dokumentarfilm auf die Arbeitsbedingungen in ihren Redaktionen aufmerksam zu machen. Damit sich nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Filmemacher mal ein Bild davon machen, wie viel Arbeit sie tagtäglich zu bewältigen haben. 3000 Stoffvorschläge im Jahr! Ich zeige sie in Papierstapeln versinkend, schwer arbeitend, wie sie sich Tag für Tag für bessere Filme und Programme die Haare raufen. Selbstverständlich mache ich das kostenfrei, mit meiner Technik, in 1080p HD Qualität, und ich anonymisiere alle Projekte und Personen, deren kreative Einreichungen debattiert werden. Es sei denn, ich habe deren Einwilligung. An meiner Schulter könnt ihr euch endlich mal ausheulen, ich trage euer Leid hinaus in die Welt! Und? Ist das ein Angebot, das man nicht ausschlagen kann?

Nein, ich meine das nicht ironisch, ich würde das wirklich tun. Da ich nicht an meinem Film weiterarbeiten kann, habe ich nicht mal etwas besseres zu tun. Also warum, liebe Leser, passiert auch das nicht? Wieso wird auch auf dieses Angebot keine Antwort erfolgen?

Ziehen wir Bilanz. 23 Jahre nach dem Ereignis passiert… nichts. 23. Das klingt nach Verschwörungstheorie und Aberglaube. Soweit würde ich nicht gehen, aber das Vorgehen der Sender – wer glaubt es ginge einem nur beim BR so, möge in seiner Naivität selig werden – hat System. Totschweigen, Aussitzen, unbelegte Behauptungen aufstellen, abkanzeln, verschleppen. Warum? Nichts geschieht ohne Grund. Und hier geht es schlicht mal wieder ums Geld, beziehungsweise die “korrekte” Verteilung von Geld, also von Unten (den Gebührenzahlern) nach Oben, zu den Söhnen und Töchtern derer, die an den längeren Hebeln sitzen. Man zähle einmal allein die im Showbusiness “arbeitenden” Nachkommen und Verwandten von Prominenten, Adligen, Reichen und Politikern und ermittle ihren Quotenanteil gegenüber jenen, die sich ihre Position an deren Seite erarbeitet haben. Guckt mal in die Aufsichtsräte und Entscheidungsgremien. Das hat System. Das ist nicht Verschwörungstheorie, sondern gängige Praxis.

Was kann man dagegen tun? Zunächst muss man diese Umstände einmal anfangen wahr zu nehmen. Dann die Stimme dagegen erheben, und bei den politischen Repräsentanten Initiative einfordern. Dazu sind sie da. Wenn sie es nicht tun, wählt sie ab. Das ist der einzige zivilisierte Weg, andere sind der meine nicht. Ich habe diesen Missstand nun für jeden nachvollziehbar aufgezeigt.

Wie geht es weiter? Nun, es gibt noch einen großen Schritt meinerseits, den ich am 3. Oktober publiziere, der konsequent den eingeschlagenen Weg weiter geht. Was bleibt mir denn anderes übrig? Mich in einem Erdloch verkriechen, wie es sich der BR wünscht? Nein. Lieber nutze ich meine Zeit um die verschwundenen Belege für Zitate die “Zusammenarbeit mit Nachwuchsfilmern” betreffend hier wieder einzustellen, obwohl sich die Pressestelle so sehr bemüht hat, sie schleunigst zu entfernen. Denn glücklicherweise gibt es im Internet Archive Schnappschüsse von Webseiten aus aller Welt, so auch von jener, von der ich die Zitate entnommen hatte: hier der entsprechende vom 8. Juli 2011. Hier noch Screenshots, in denen ich die Zitate von Bettina Reitz und Dr. Claudia Gladziejewski hervorgehoben habe. Rein zufällig wurde jetzt am Text herumgeschraubt, und ebenfalls rein zufällig spricht niemand mehr von Zusammenarbeit, sondern es werden Auszeichnungen aufgelistet – ist immer gut, wenn man sonst nichts zu sagen hat. Das Gebührengeld fließt schön in die Taschen jener, die den täglichen und wöchentlichen Auftragsschrott erstellen. So bleibt dahoam was rechtmäßig (und recht mäßig) den Clubmitgliedern zusteht. Nach außen schmückt man sich dann mit den paar wenigen Produktionen, die durchs Netz geschlüpft sind, und wider erwarten auf Festivals im Ausland Preise bekommen haben – bei uns dahoam kann ja keine Anstalt mehr Qualität aus eigenem Antrieb erkennen (wie zuletzt der NDR beim grandiosen TATORTREINIGER – da brauchte es schon die Jury des Grimme-Preises, um überhaupt neue Folgen in Auftrag zu geben). Diese paar stehen dann repräsentativ für die “tausenden” Einreichungen, mit denen man sich jährlich herumärgern muss.

Wo ist denn die versprochene engere Zusammenarbeit mit Autoren? Sieht die so aus, wie in dem Antwortbrief? Lachhaft. Das ist nicht im Sinne der Sender. Gottschalk muss man heißen, oder Jauch, dann kann man Millionensummen zum Fenster raus schmeißen. Davon werden sie noch lange nicht wieder so gut, wie in den 80er Jahren im Radio auf Bayern 3…

Gleichzeitig wird angeblich für uns Urheber gekämpft, und von Gratiskultur im Internet gesprochen. Die Sender wüten gegen Google und youtube, weil deren nächster Schritt nach senderähnlichen Strukturen im Netz die Produktion von eigenen Programmen sein wird. Und an wem werden die sich wohl orientieren? Na? Fällt der Groschen, Opa? Groschenoper! Man positioniert sich mit Qualität gegen die herrschende Senderpraxis. Wie HBO in den USA. Dabei hatten wir in Deutschland mal Serien produziert, wie sie heute weltweit Erfolge feiern. WELT AM DRAHT war die MATRIX, nur 30 Jahre früher. HEIMAT war die Familie der SOPRANOS und BERLIN ALEXANDERPLATZ die Literaturverfilmung GAME OF THRONES. Lange, lange ist’s her. Darum habe ich das Fernsehen längst abgemeldet. Also ganz wörtlich gesprochen, wie auch im übertragenen Sinne. Qualität kauft man werbefrei auf DVD, Blu-Ray, oder auf iTunes.

Darum bin ich hier, im Netz. Die Kosten für Inhalt, Server und alles trage ich selber, und im Traum würde mir nicht einfallen dafür von jemanden Geld zu verlangen. Dabei bin ich mein eigener Verleger. Verklage ich deshalb Google nach dem Leistungsschutzrecht? Nein. Google kann mein Drehbuch, und alles andere umsonst haben. Dem BR habe ich das gleiche Angebot gemacht. Die Filmidee wird sich in den Netzwerken alleine weiter spinnen, ohne mein Zutun. Ganz getreu dem Motto:

Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.

Mahatma Gandhi

So wird’s gemacht.

Die Sender bekämpfen derweil Google, Apple, amazon und facebook weiter, aber gewinnen wird am Ende stets das neue, jüngste Medium: das Netz. Weil es das bietet, was das Publikum sehen will, und nicht dass, was sie uns für Scheiße vorsetzen und einzureden versuchen, dass es uns schmeckt, dass es das ist, was wir sehen wollen. Niemand fragt uns, was wir wollen.

Aber wir wissen es.

So bleibt den Sendern und Verlagen nur der Weg das Internet selbst zu regulieren, oder wieder abzuschaffen. Aber jetzt wo wir wissen, wie es sich anfühlt darüber miteinander zu kommunizieren, werden wir uns daran erinnern, und wichtiger noch, dafür kämpfen.

Der 11. September 2012 ist also der Tag, mit dem ich ganz für mich persönlich den Beweis erbracht habe, dass das Fernsehen stinkt, und lasse jeden, den es interessiert daran Teil haben. Also guckt Besseres. Im Netz. Gratis. Aber nicht umsonst.

Nächste Woche dann meine Gedanken zum Fernsehen, die ich schon letztes Jahr auf Video dokumentiert habe – die lange angekündigte “ungeschnittene” Version des Vilshofener Manifests, einschließlich Interview und Einwürfen des Unterbewußtseins. Bis dahin.

Quelle: q.e.d. – http://de.wikipedia.org/wiki/Quod_erat_demonstrandum
http://www.sport-thieme.de/Turnen/Geräteturnen/Turnpferd/art=1213603?cid=affilinet (Artikelbild)

Schreibe einen Kommentar

Schön, dass Sie kommentieren wollen, herzlich Willkommen! Vorher müssen Sie allerdings noch der Datenschutzerklärung zustimmen, sonst geht da nix. Danach speichert die Webseite Ihren Namen (muss gar nicht der sein, der in Ihrem Ausweis steht), Ihre E-Mail Adresse (egal ob echt oder erfunden), sowie Ihre IP-Adresse (egal ob echt oder verschleiert - ich hab keine Ahnung, ob Sie von Zuhause oder aus einem Internet-Café schreiben). Anders ist es mir nicht möglich zu gewährleisten, dass Sie hier kommentieren können, worüber ich mich sehr freue - denn es ist sehr frustrierend mit den mich sonst erreichenden, meist verwirrenden bis sinnfreien Werbebotschaften allein gelassen zu werden. Vielen Dank dafür, dass Sie da sind!

Noch ein kleiner Hinweis: Kommentieren Sie zum ersten Mal, erscheint Ihr Kommentar erst nach einer Prüfung des Inhalts, einzig um Spam von der Seite fern zu halten, in der Regel dauert das nicht länger als 24 Stunden - dabei handelt es sich nicht um Zensur, sondern um das limitierte Zeitfenster der berufstätigen Person hinter diesem Blog, die Ihnen den ganzen Krempel gratis zur Verfügung stellt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, und auf zur Checkbox.