Wunschkinder

Gedenkplakette

Dies ist die Online-Variante des in der ersten Jahreshälfte 2023 erscheinenden Romans WUNSCHKINDER (allerdings noch ohne dessen finale Überarbeitung). Sie soll Leser:innen die Möglichkeit geben, mit mir in Kontakt zu treten, denn zu Anfang dieses Blogs habe ich ein Transparenzversprechen gegeben, dem ich mich unverändert verpflichtet fühle. Daher leiste ich hier Rede und Antwort, verweise gegebenenfalls auf Quellen und gewähre Einblicke in meine Haare raufende Gedankenakrobatik für all jene, die das interessiert.

Die weiteren Kapitel werden wöchentlich (ab dem 02.Januar 2023) jeweils am Montag, Mittwoch und Freitag freigeschaltet, und können am bequemsten oben über die Menüleiste WUNSCHKINDER aufgerufen werden. Unter jedem Kapitel gibt es dann wie gewohnt die Möglichkeit zu kommentieren, Fragen zu stellen, usw. (unter diesem übrigens genauso, vielleicht für die eher allgemeineren Fragen) Parallel dazu erscheint das Buch noch auf der Plattform Wattpad, darüber hinaus aber nirgendwo (wenn doch, geben Sie mir bitte Bescheid, weil dann geht dort etwas nicht mit rechten Dingen zu).

Die Genese dieses Projekts war lang und ist hinreichend im vorausgegangenen Teil dieses Blogs dokumentiert. Wer sie dennoch nachlesen möchte, folge ihr bitte chronologisch auf eigene Gefahr.

Nun wünsche ich aber viel Vergnügen, man liest sich.

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Leidensgesellschaft

Die wichtigen Menschen im eigenen Leben teilen oft das undankbare Schicksal, dass die Welt nie etwas über sie erfährt, dass sie ewig im Schatten ihrer Schützlinge stehen. Sie agieren im Hintergrund, sind einem Stütze und Anlaufstelle, selbst wenn sie sich nur nach einem erkundigen, einem zuhören und so doch elementar den Rücken stärken. Sie sind selten “Rampensäue” die sich nach vorne drängeln. Wenn Georg nach vorne kam, dann entweder um uns zum Lachen zu bringen, oder um uns zu ermahnen.

Gerburtstagsschos
Geburtstagsschos

Georg Bergmeier war für mich mehr als nur mein Deutschlehrer. Mehr als nur Leiter meines Abiturjahrgangs. Ohne ihn hätte ich nicht das Schreiben als Ventil für den damals in mir herrschenden Überdruck entdeckt. Im Tiefdruckgebiet des Gymnasiums waren manche Stunden bei ihm wie Inseln voller Sonnenschein, wo man hitzig diskutieren oder ebenso gut im Schatten vor sich hin dämmern konnte.

Von Vilshofen aus verschwanden dann viele von uns in die Welt hinaus, manche schafften es gar bis Aunkirchen, andere nur bis Warschau. Im Herzen behielt er uns alle. Erinnerte sich an mehr Namen als ich mir jemals ausdenken werde, und jeder von ihnen ist ein echter Mensch, dem er begegnet ist. Letzten August sah ich ihn zum letzten Mal, mit meinem Sohn an der Hand auf dem Weg ins Freibad. Oder war es danach, als ich ihn nach gemeinsamen Kaffee und Kuchen nach Hause begleitete, wir uns zum Abschied die Hand gaben und einander nicht los ließen, als hätten wir in dem Moment gewusst es ist das letzte Mal das wir uns sehen? Oder ist das schon wieder eine Erzählung, der Beginn einer Verklärung von erlebter Geschichte, die in der Rekonstruktion lebendiger und echter wird als sie jemals war?

Es verschwimmt alles vor meinen Augen, die Tränen machen es mir unmöglich klarer zu sehen. Und das ist gut so, denn dann sehe ich ihn mit dem Herzen. Und mit dem Herzen sieht man immer unscharf, die harten Grenzen und Konturen verlaufen, es ist die Unschärfe, die uns zueinander führt, die uns für andere öffnet. Da standen wir und ich wollte nicht gehen, nicht loslassen. Er sah mich gern, das spürte ich, und es war fast ein bisschen unangenehm. Ich weiß nicht was ihn trauriger machte, dass mich die Welt nicht so mit offenen Armen empfing wie er angenommen hatte, oder dass ich es wieder versuchte, erneut den Schritt in die Welt hinaus tat, statt noch ein bisschen länger bei ihm zu verweilen, um aufzutanken vielleicht? In Erinnerung blieb mir, wie er einmal nach einem Treffen mit mir sagte, er ginge jetzt noch an die Donau spazieren um ein bisschen zu weinen. Ich weiß nicht mehr ob er das mit dem Weinen tatsächlich gesagt hat, oder ob es nur so überdeutlich zwischen den anderen Worten mitschwang, so deutlich, dass man es hören konnte. Dieser Nebensatz tat weh. Es klang so traurig und einsam, als entspränge ein ganzes Donauhochwasser allein seinen Tränen. Immer noch hielt er meine Hand, und da war Zweifel in seinen Augen, ob er, der kinderlose die richtigen Abzweigungen in seinem Leben genommen hätte. Ich meine gesagt zu haben, dass er doch mehr Kinder als andere habe, und die im Gegensatz zu echten freiwillig zu ihm zurück kämen – und dann war es da: sein bezauberndes, gewinnendes Lächeln. Niemand konnte so lächeln wie er. So breit, so leuchtend, so unbedingt für sich einnehmend. Das war die beste Medizin. Wenn man ihn zum Lächeln bringen konnte – ach was, Lächeln! Dieses breite, umfassende, freche, überbordende, leuchtende Grinsen, das direkt aus dem Herzen kam und einen mitten ins Eigene traf, dieses Grinsen zu sehen war Belohnung und Segen, das man sich gerne verdiente, so sehr wärmte und tröstete einen dieser Anblick. Mit diesem Lächeln hätte er Karriere in Hollywood machen können. Stattdessen guckte es sich der spätere Oscarpreisträger Dustin Hoffman 1974 bei einer gemeinsamen Radltour in Berchtesgaden von ihm ab. Welch bodenlose Frechheit! Aber wir wissen, dass er an das Original niemals heran reicht. Das hat uns jetzt hoffentlich alle noch einmal zum Lachen oder Schmunzeln gebracht. Seht es vor euch, dieses unnachahmliche Grinsen.

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Wartburg

Diesen Januar war ich mehrere Tage in Berlin, um meine Nase in Stasi-Unterlagen zu stecken, wie ich hier in einem Artikel vor knapp 2 Jahren einmal angedeutet habe. In der Zwischenzeit hatte ich das völlig vergessen, und wurde ausnahmsweise mal auf dem rechten Fuß erwischt, da sich dort die Pforten für mich öffneten, während sie sich woanders gerade schlossen. So widme ich also im Augenblick meine Aufmerksamkeit diesem Projekt:

wartburg

Ich hätte nicht gedacht, dass gerade dieses Projekt meinen Hauptfilm links überholen würde, aber wenn dem so ist, lasse ich mich doch gerne davon mitreißen. Gesagt, getan, gelesen. Drei Tage lang sondierte ich 4000 Seiten an Akten, machte Notizen und orderte Kopien, die mich im Laufe des nächsten Monats erreichen sollten. Und so viel ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt bereits sicher: Ein Kurzfilm ist das nicht mehr. Dafür ein feines kleines Roadmovie, das ebenfalls im September 1989 spielt, nur nicht in Bayern, sondern in Ungarn.

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Renaissance des Kinos

Wir haben die Autoren am einen Ende, und die Zuschauer am anderen. Dazwischen gibt es vieles, was schief gehen kann, wie das Beispiel dieses Projektes zeigt. Es reicht im Augenblick nicht, dass man als Autor oder Filmschaffender sein Publikum kennt, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Betrachten wir die weiteren Schritte und denken sie neu. Die Grenzen sind dabei fließend, es macht keinen Sinn jeden Punkt getrennt voneinander zu betrachten.

Kinosaal
Kinosaal

Zunächst wirbt man als Autor also um seine Zuschauer, sucht Produzenten und sorgt sich um die Finanzierung. Ab hier führt scheinbar kein Weg mehr an den Filmförderfonds und Fernsehanstalten vorbei. Deren Einfluss ist so gigantisch, dass er die Sicht auf Alternativen versperrt. Es gab eine Zeit vor dem Fernsehen, und es gibt eine danach. Letztere hat bereit begonnen. Doch eins nach dem anderen. Vor dem Fernsehen gab es Kinos und Filmverleiher. Die gibt es immer noch, und erstere sind immer mal wieder in einer Krise. Die Letzte war und ist die Digitalisierung. Doch sie birgt auch ganz neue Möglichkeiten, denn damals war die Filmkopie und deren Transport das teuerste Element. Beides geht heute gegen Null. Warum also keine Jubelschreie seitens der Kinos?

Weil Autoren und Zuschauer ihnen zu wenig zur Seite stehen, und wegen der Krise der Inhalte. Wie ich hier schon näher ausgeführt habe, gibt es viele neue Möglichkeiten das Kino als kulturellen Treffpunkt zu revitalisieren. Edgar Reitz bringt es auf den Punkt:

Das Kino ist ein ganz besonderer Ort. Es ist nicht nur eine Technik, ein Vorführraum für Filme, sondern vor allem ein soziales Phänomen! Denn das Entscheidende ist nach wie vor die Anwesenheit eines Publikums und das gemeinsame Anschauen und Erleben eines Filmwerks. Davon lebt das Kino, und nur auf Grund dieser sozialen Tatsache kann es überleben. (Edgar Reitz im Interview auf getidan)

Filmfestivals schießen in jeder Kleinstadt wie Pilze aus dem Boden, sind gut besucht, und unterstreichen das Bedürfnis und das Interesse seitens des Publikums Filme abseits des Mainstreams zu sehen, vernachlässigte Formate wie Kurz- oder Dokumentarfilm, und sich darüber freuen, wenn sie mit Filmemachern in direkten Kontakt kommen können.

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Schwarzmalerei

Ein Telefonat kann Dinge in Bewegung bringen. Fragen sie Richard Nixon oder unsere Kanzlerin. Dazu muss es nicht mal abgehört werden, und auch der Inhalt selbst muss nicht publik gemacht werden. Manchmal birgt die Tatsache, dass es ein Telefonat gab, schon für sich genommen genug “Sprengstoff” – und ich habe diese Woche mit Lisa Giehl vom FFF telefoniert. Und wenn es etwas bewirkt hat, dann dass ich nicht mehr so schwarz sehe, wie zuvor, es darf also “Pain’t it Black” gesungen werden, allerdings auf “Deutsch”:


Karel Gott dreht durch…

Gut, ich gebe zu, das klingt eher nach “The Pain is Back” als nach dem Original der Rolling Stones, aber Hauptsache ist, dass die Steine wieder ins Rollen geraten sind. Aber der Reihe nach. In den Kommentaren auf out-takes.de hat sich Lisa Giehl zu Wort gemeldet und angeboten mit ihr Kontakt auf zu nehmen (meine Antworten darauf entnehme man ebenfalls dem verlinkten Artikel – hier nur der wesentliche Teil):

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