BR erhöre uns!

Lieber Bayrischer Rundfunk, liebe Redakteure und Produzenten – heute, am “FilmMittwoch im Ersten” möchte ich auch euch unser Filmprojekt Generation ’89 vorstellen. Ich bitte um zehneinhalb (mein Ziel war weniger als 15, die sich filmhistorisch anbietenden 8½ habe ich dann aber doch nicht geschafft) Minuten eurer Aufmerksamkeit, in denen ich die Filmhandlung im Zeitraffer erzähle. Danach könnt ihr euch noch ein paar Anmerkungen anhören und durchlesen, oder nach Lust und Laune auf diesem Blog stöbern, denn hier dreht sich ohnehin alles um diesen Film:


öffentlicher Videopitch für den BR und interessierte Produzenten

Beispielszene zum herunter laden und selber lesen:
G89-Drehbuchauszug
(mit Rechtsklick speichern unter…)

Anmerkungen:

1) Ja, ich war selbst ein langhaariger “Bombenleger” – das war damals en vogue und eine Überlebensstrategie, um sich die Zeit zu vertreiben. Wenn man zusammen in einer Band spielte konnte man wenigstens endlos über mögliche Bandnamen diskutierten, und mußte sich nicht zwangsläufig mit dem Schreiben eigener Songs beschäftigen. Dieser Teil beruht also auf eigenen Erinnerungen, ebenso wie das bemalte Auto – wenn es auch kein Trabbi war.

2) Liebe Vilshofener, ich habe mich nicht versprochen, als ich den Wirt/Metzger Geistler erwähnt habe. Diese fiktive Figur ist in Anlehnung an eine (leider verstorbene) Legende entstanden, deren wahren Namen ich wohl kaum erwähnen muss. Und welcher Lehrer sich hinter dem “Pseudonym” Talmüller verbirgt, sollte mit ein wenig Grips zu enträtseln sein. Es gibt auch einen Lehrer Goldhammer, dessen Filmname nach dem gleichen Muster gestrickt ist… ob sie etwas mit ihren realen Vorbildern gemeinsam haben, sei dem Publikum überlassen.

3) Liebe in zwei, drei Tagen? Unter Jugendlichen? Ja. Bitte nicht die Umstände vergessen. Da beide in der Euphorie und Freude um sich herum etwas mehr in ihre Gefühle interpretieren, als Objektiv betrachtet angebracht wäre, kann man ihnen nicht übel nehmen. Beide stürzen sich kopfüber in dieses Abenteuer. Für Daniel passiert endlich was, und Nadine ist schon seit mehreren Wochen elektrisiert, und nun entlädt sich die ganze Anspannung allmählich, ist sie doch am Ziel, in der BRD angekommen. Ob es wirklich Liebe ist, was sie füreinander empfinden, darüber ließe sich streiten. Aber in dem Moment sind sie beide davon überzeugt. Das Ende relativiert es doch ziemlich deutlich.

4) Warum kriegen jene Zeitzeugen, die es hautnah miterlebt haben noch heute Gänsehaut? Egal in welches Gesicht eines Ostdeutschen man damals sah, dort tanzte ein Lächeln vor ungebändigter Freude. Dabei hatten die doch nichts! Manche nicht einmal mehr als das, was sie am Leibe trugen! Und trotzdem (oder gerade deswegen?) sind sie wie aufgeputscht über uns hinweg gespült. So nimmt man sie heute nicht mehr wahr. Aber damals waren sie wie auf Drogen und steckten alle um sie herum damit an. Wir waren bis dahin höchstens mißmutig, grantlert, verbittert – wenn es hochkam vielleicht mal mißtrauisch. In jenen Tagen konnte man einfach mal ausprobieren wie es sich anfühlte glücklich zu sein. Das waren die Tage der Einheit. Danach zerfiel wieder alles. Weil jemand nach der Rechnung gefragt hat.

5) Das ist der Höhepunkt des Films? Nach 20 Kilometern bleiben sie mit dem Auto liegen? Was besseres fällt dir nicht ein? Verzeihung wenn ich meine Filmfiguren hier in Schutz nehme, das ist mein Job. Sie sind jung, ohne Lebenserfahrung, ohne Zeit zum Nachdenken – trotzdem handeln sie. Ich halte ihre Handlung für verzweifelt – aber wenigstens versuchen sie es. Soll sich Daniel etwa in ein Gorillakostüm schmeißen und mit Nadine die Stadtpfarrkirche hochklettern und von dort die Menge mit Bananen bewerfen? Ich ziehe realistische Handlungen vor, weil sie nachvollziehbar sind. Und glauben sie mir: für die Figuren ist das hoch dramatisch.

In Sachen Marketing noch ein paar Punkte:

  • Generation 89 ist ein selten dämlicher Titel.
  • Generation 89 ist gar nicht der Titel, sondern der Untertitel einer… Trilogie.
  • Die beiden anderen Filme existieren als Konzeptpapiere. Allerdings schon derart lange, dass sie aus ihren Ordnern platzen.
  • Dann ist da noch der WARTBURG-Film, ein Nebenprodukt. Allerdings ein Charmantes.
  • Wenn der Film als Zweiteiler produziert werden würde, wären mit Tschechien, Ungarn, Österreich, Deutschland und Polen bereits 5 EU-Mitgliedsstaaten involviert. Das hört man in Brüssel gerne.
  • Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Oh, und ich arbeite in der Werbung.
  • Wer noch Fragen hat, kann sie gerne öffentlich hier in den Kommentaren stellen, ich werde sie für alle sichtbar beantworten. Auf der facebook Seite (Link am Ende der Seite) beschreibt Daniel, wie es 1989 war 18 Jahre alt zu sein, und auf der google+ Seite (ebenfalls weiter unten) findet man interessante Artikel rund um die Filmpolitik.

    Für den Fall, dass die Kollegen vom BR nach Ansehen des “Pitches” noch unschlüssig sind: wenden sie sich bitte an Jo Baier, einen Regisseur dem der BR seit Jahren vertraut – fragen sie ihn nach seiner Meinung.

    Quellen:
    – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vilshofen_im_Winter.jpg (Vilshofen-Panorama)
    – http://en.wikipedia.org/wiki/File:George_H._W._Bush_inauguration.jpg (G.W. Bush Vereidigung)
    – http://www.oil-spill-info.com/Spill_ExxonValdez.html (Exxon Valdez)
    – http://www.youtube.com (Tagesschau, Fernsehmaterial, Muppets, und weitere Videoausschnitte)
    – http://www.zeit.de/auto/2009-09/auto-meyer (der “schnelle Meyer”)
    – http://www.soundsnap.com/node/48166 (“Oktoberfest”-Hintergrundgeräusche)
    – http://www.soundsnap.com/node/25162 (Sirenen-Geräusch)
    – die Musikschnipsel stammen allesamt aus meiner CD / LP / iTunes Sammlung
    – http://www.youtube.com/watch?v=JVUaMcrTIQw (Nirvana – Konzert, Linz, 1989)
    – http://www.goethe.de/ins/fr/par/uun/prs/pre/de5434465.htm (Sylvester 1989, Berlin-Foto von Maurice Weiss)
    pleasedontsumi.com (alles weitere nicht von mir selbst erstellte Material)

    2 Gedanken zu „BR erhöre uns!“

    1. nach dem konzept wird jeder bäcker, der seinen kuchen nicht verkaufen kann zum protest aufrufen, man mögwe nicht nicht sahnetorte vom konkurrenten sondern das eigene trockene graubrot kaufen.. es motiviert kunden ungemeimn, wenn potentielle anbieter zwang ausübewn wollen, etwas zu kaufen .. merkt der autor gar nicht, wie unsinnig ist, was er fordert??

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      • Hallo Nick, zunächst einmal: ich bin kein Bäcker, sondern Filmemacher. Trotzdem werde ich mich bemühen in der von dir eingeschlagenen Metaphorik zu verbleiben: Mein “trockenes Graubrot” (Film) wollen viele Vilshofener gerne “kaufen” (ansehen), und ich möchte nichts weiter, als mit dem “Bäcker” (BR) über das “Rezept” (Drehbuch) reden – was ist daran bitte unsinnig? Der “Bäcker” zeigt mir aber nur die kalte Schulter, interessiert sich nicht für die Kundenwünsche und schlägt stattdessen vor, dann doch lieber “Kuchen” zu essen. Das klingt dann nicht umsonst nach Marie Antoinette ;-)

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