21. Oktober 2019 – Nachtschicht

Eigentlich wollte ich mich schon die letzten Tage ein bisschen auf Nachtschicht einstellen, hab’s dann aber doch wieder gelassen. Immerhin war ich diesmal so schlau Äpfel anstelle von Bananen zu kaufen. Spekulatius gab’s auch schon. Mag ich zwar nicht sonderlich, aber Schwester Hilde um so mehr. Also eingepackt, noch einen kleinen Herbstspaziergang gemacht, anstatt mit der Campusbahn zu fahren.

Die ist immer noch so neu, dass ich mich darin unwohl fühle. Hat vielleicht auch was mit Trotz zu tun, wo doch hier einige so stolz sind auf die Eisen- und Straßenbahngeschichte hier, während es in Vilshofen nix dergleichen gab. Gut, zur Schule hatte ich es nicht weit, aber alles andere war dafür weit weg. Andersrum wär’s mir lieber gewesen, aber auch dann wäre das meiste doch nur zu Fuß, oder mit dem Rad erreichbar gewesen, oder man musste es sich ganz aus dem Kopf schlagen.

In der Klinik hat’s direkt ein paar Überraschungen: Die Topfpflanze auf der Ablage blüht. Im Oktober! Natürlich rosa. Ob das von der Teediät ist, der sie unfreiwillig ausgesetzt war? Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich den Mist geschluckt, anstatt jetzt rosa Blüten vor der Nase zu haben. Wir sind doch so schon von genug Hauttönen umgeben. Ich hab vergessen wie das Grünzeug heißt, es war was mit Bergen, glaub ich, und da gibt’s auch weiß blühende Varianten. Edelweiß? Bin doch kein Botaniker. Pflanzen ess oder rauch ich, und damit hat es sich. Immerhin sieht mich niemand schräg an, oder vermutet, dass ich etwas damit zu tun hätte. Stattdessen freuen sich alle an dem Farbtupfer. Sind die blind, oder was?

Die andere Überraschung wiegt ohnehin schwerer: ich brauche keine Schlüsselrunde mehr drehen, weil die seit ein paar Tagen ein FSJ- ler übernommen hat. Ihm ist alles gezeigt worden, und jetzt habe ich den rosa Salat. Ich könnte der Bergblume die Blätter ausrupfen.

Wo war ich eigentlich stehen geblieben? Richtig, ich sah mich beim Gymnasium um, und da war weit und breit von niemandem etwas zu sehen. Also rannte ich kurz zum Lager, aber dort war auch niemand. Also voll war es wie Sau, aber keine Nadine, keine Rothes, kein Lukas, kein Daniel. Ich wollte eigentlich wieder zum Bahnhof, aber die Kollegen brauchten meine Hilfe bei der Essensausgabe und dem Geschirr, da konnte ich schlecht nein sagen. Alles zog sich, und ich war gar nicht richtig bei der Sache, bis plötzlich der Beamte vom Bundesgrenzschutz vor mir stand, der Anton Rothe gefahren hatte. Nicht dass ich das gewusst hätte, aber ich konnte es seinen Worten entnehmen.
„Die sind uns echt entwischt, mit dem Trabbi“, berichtete er seinem Kollegen.
„Hatte der einen Turbo eingebaut, oder wie ist das möglich?“
„Nein, die fuhren auf einer Landstraße parallel zur Bundesstraße.
Aber es kommt noch besser. Ej, danke, es reicht schon!“
Ich hatte ihm wohl sein Schnitzel unter einem Riesenhaufen Kartoffelbrei begraben. Möglicherweise lag aber nicht mal eins drunter, was ich lieber für mich behielt.

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