Trotzdem muss es Nadine gewesen sein, niemand sonst. Also Nadja. Ihre linke Brustwarze war „wia auf links drahd“, wie es Lukas mal beschrieben hat – er hatte so eine vorher noch nie gesehen, erst beim Nacktbaden damals. Deswegen fing er immer wieder damit an. Im Traum waren ihre Nippel nicht lange so geblieben, nur waren ihre Brüste da eben schon voller entwickelt, wie später als sie schwanger war und die Zwillinge stillte.
Und was bedeutet das jetzt? Wohl das ich dringend mal wieder Sex haben sollte. Mehr will ich darin nicht sehen. Sie ist die Frau meines besten Freundes, die Mutter meiner Patenkinder, und obwohl ich damals genauso in sie verliebt war, ist sie doch nicht mehr das Mädchen von damals. Ein Mädchen, das wir da noch nicht einmal richtig kannten.
Ich hab einfach in letzter Zeit zu viel von ihr geschrieben, das ist alles. Hätte ich stattdessen wochenlang von Sabine geschrieben, dann wäre sie in dem Traum gewesen und fertig. Vielleicht hätten wir dann sogar unser stümperhaft vergeigtes erstes Mal richtig hinbekommen. Beide waren wir steif wie ein Brett gewesen. Immerhin hatte es ihr nicht weh getan, dafür habe ich mich aber wund gescheuert. Wofür die Arme ja nichts konnte, denn ich besorgte es schließlich der Sofaritze unter ihr, und die hatte auf lange Sicht wahrscheinlich am meisten davon gehabt, als wir sie danach wie bekloppt abschrubbten und dann wieder trocken föhnten, ehe ihre Eltern zurück kamen. Wir sind auch gar nicht lange genug zusammen geblieben, um es wenigstens ein zweites Mal zu versuchen. Sabine war danach so eingeschnappt, als wäre ich fremd gegangen. Technisch mag das ja gestimmt haben, aber ich empfand es trotzdem als unfair, dass sie mit mir Schluss gemacht hat. Ich war ja schließlich nicht mit der Couch durchgebrannt.
Aber dass der C-Bau beim Musiksaal und dem daneben bewegliche Wände hat, habe ich glatt vergessen. Wahrscheinlich deshalb, weil man sie so selten in Aktion erlebte. Eigentlich kam es nur dann vor, wenn der Flügel für eine Aufführung dort heraus gerollt werden musste. Aber der Gedanke, modulare Klassenzimmer zu haben, die eine andere Form annehmen konnten, das war revolutionär, nur machte man halt nichts anderes draus. Wie ein fliegendes Klassenzimmer, dass nie die Starterlaubnis kriegt.
War mit Mutter draußen. Sie stand einfach vor der Tür und meinte, ich müsste jetzt mal raus in die Sonne. Welche Sonne denn? Aber die guckte tatsächlich hier und da zwischen den Wolken durch. Erst hab ich mich gesträubt, wie es sich für einen echten Sohn gehört, bin dann aber widerwillig mit, selbstredend ohne hinterher zuzugeben, wie es mir gut getan hatte – was man mir aber trotzdem an der Nasenspitze ansehen konnte.