26. Oktober 2019 – Nachtschicht

Verdammt, ich bin jetzt schon müde, und der bekloppte Teil kommt erst noch. Alle Tabellen sind auf den 24-Stunden-Tag ausgelegt. Da misst man alle Stunde den Blutdruck und den Puls, schreibt sie in die entsprechende Spalte, und gut ist. Bei der Umstellung auf Sommerzeit überspringt man dann die um 2 Uhr morgens, so weit so gut; aber bei der Winterzeit fehlt dir dann eine. Also quetscht man die Zahlen von zwei bis drei doppelt rein. Ästhetisch tut mir das in den Augen weh, und ich werd mich nie daran gewöhnen. Ich hab mal vorgeschlagen da einfach den Mittelwert einzutragen, der Unterschied würde gar nicht auffallen. Bei Umstellung auf Sommerzeit könnte man es umgekehrt machen, und in die freie Spalte einfach die rechnerische Mitte zum nächsten Wert eintragen. Natürlich weiß ich, dass das Quatsch ist, aber die abweichenden Ausdrucke zum Eintragen, für die ich sogar mal Vorlagen gemacht hab, will auch keiner benutzen. Aber nein, bei Formularen hört der Spaß auf, die haben für alle 365 Tage im Jahr identisch zu sein, und fertig.

Es wäre toll, wenn wir den Unfug wieder abschaffen würden, und es sah ja schon so aus, als ob es dieses Jahr klappen würde, aber nein. Ich kann mich noch erinnern, wie es vorher war: wir haben uns erst gar nicht darum gekümmert. Das es im Sommer länger hell bleibt, hat doch nichts mit der Zeit zu tun, sondern mit der gekippten Erdachse und der Umlaufbahn um die Sonne. Ich glaube das haben bis heute nicht alle begriffen, und nehmen in ihrer Wirklichkeit die Uhrumstellung als wahre Ursache war. Ha ha, Uhr-Sache, ja genau. Als wäre die Erde eine Scheibe, flach wie ein Ziffernblatt. Auch mit Winterzeit wäre es im Sommer um 22 Uhr draußen noch hell. Weder sind wir aktuell im Krieg, und unsere Soldaten müssen deshalb früher aufstehen, noch profitiert die Wirtschaft davon. Eher im Gegenteil: wir bauen mehr Unfälle und Montagsgeräte, weil wir zweimal unseren natürlichen Biorhythmus verstolpern. Ich bin für ausgeschlafene Soldaten!

Dieses Jahr muss ich trotzdem nochmal durch, wenn die Uhr Schluckauf hat. Dann hat man ein déjà-vu, obwohl man theoretisch an zwei Orten zur gleichen Zeit sein könnte, wie so ein mit sich selbst verschränktes Atom. Einmal beim zweiten Durchgang alles besser machen, der ganz persönliche Murmeltiertag.

Gibt es eigentlich einen Krimi, der damit spielt? Ich mein, heute Nacht bleiben Züge stehen, dabei könnten sie da verlorene Zeit wieder reinholen. Oder dürfen die da schummeln? Wenn sie vielleicht nur Schritttempo fahren? Wie absurd das alles ist! Eine Zugraubgeschichte um fände ich toll. Und gleichzeitig hast du ein Alibi. „Wo waren sie heute um 2 Uhr nachts?“ – „Genau hier, Herr Wachtmeister.“ Ja, das gefällt mir.
Oder ein Mord.
Bord.
Lord.
Mir fallen die Augen zu.
Muss mich bewegen.
Jogge jetzt zur Abwechslung mal um die Station herum.

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